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Eggersriet will Feuerwerk auf dem Fünfländerblick verbieten

Schluss mit der Knallerei auf dem Fünfländerblick: Gemeinde Eggersriet will Feuerwerk verbieten

Böller und Raketen sollen in Eggersriet künftig tabu sein. Grund sind Abfall und Lärm auf dem Fünfländerblick. Auch die Gemeinde Tübach denkt über ein Verbot nach.

 

Es zischt und kracht. Raketen steigen in den Nachthimmel, roter und goldener Sternenregen spiegelt sich im Bodensee. Seit Jahrzehnten gehört das Feuerwerk zum Fünfländerblick. Doch während die einen feiern, sucht Hund Thilo das Weite. Gemeindepräsident Guido Keller verlässt mit ihm jeweils das Land, wenn am 1. August die Böller losgehen. «Mein Hund hat Angst», sagt er. Der Lärm bedeute Stress für Mensch und Tier.

Der Gemeinderat will handeln: Auf dem Fünfländerblick soll das Zünden von Feuerwerk verboten werden – auch an Silvester. Wie hoch die Geldstrafe bei einem Vergehen sein wird, steht noch nicht fest. Keller begründet: «Die wenigsten räumen auf.» Immer öfter bleibe Abfall zurück, den der Werkdienst und der Landbesitzer Tage später aufräumen müssen. Zudem habe sich die Knallerei von einer einzigen Augustnacht auf mehrere Tage ausgedehnt – und damit die Belastung vervielfacht.

 

Gemeindepräsident Guido Keller (Die Mitte) mit seinem vierbeinigen Freund Thilo.

Gemeindepräsident Guido Keller (Die Mitte) mit seinem vierbeinigen Freund Thilo.

Bild: Ralph Ribi

 

Im Rat fiel der Entscheid nicht einstimmig. Gegner des Verbots betonen die Tradition: Feuerwerk auf dem Fünfländerblick gehöre dazu. Schon als Kinder hätten sie erlebt, wie «Frauenfürze» knallten und Raketen den Himmel erhellten. Zudem sei ein Verbot schwer durchzusetzen. Befürworter verweisen auf zunehmende Reklamationen – etwa von Conny und Felix Graf, den Landwirten, auf deren Wiese das Spektakel stattfindet. Sie finden nach jeder Feier abgebrannte Teile im Gras.

Keller versteht beide Seiten: «Ein orchestriertes Feuerwerk, Blumen, die an den Himmel gezeichnet werden – das hat etwas Faszinierendes.» Gleichzeitig spüre er die Belastung für Mensch, Tier und Natur.

 

Vogelhäuschen in die Luft gesprengt

 

Eggersriet ist mit dem Thema nicht allein. Auf nationaler Ebene will die Feuerwerksinitiative ein generelles Verbot durchsetzen. In Bündner Gemeinden wie Arosa, Scuol oder Lumnezia gilt am 1. August bereits ein Feuerwerksverbot – den Wild- und Haustieren zuliebe. Die Thurgauer Gemeinde Thundorf untersagt Feuerwerk in Wohnzonen.

Auch Tübach prüft ein Verbot ab 2026. Im Gemeindeblatt zeigt man dazu ein Foto eines gesprengten Vogelhäuschens und Abfall auf einer Parkbank. Überschrift: «So stellen wir uns Feiern nicht vor.» Gemeindepräsident Michael Götte (SVP) sagt: «Ich bin kein Freund von Verboten.» Doch nach dem letzten Nationalfeiertag sei der Schulhausplatz übersät gewesen mit Raketen, Flaschen und Scherben. «Einfach dämlich, diese Chlöpferei. Dieses Riesenpuff auf Wiesen und Plätzen.»

Götte schildert, wie er selbst als «Hobby-Dorfpolizist» einschritt und Kinder und Teenager anwies, den Müll mit Schüfeli und Bäseli wegzuräumen. «Ich bin der Letzte, der ein schönes Feuerwerk verbieten will. Aber ausser Puff und Chlapf ist da nichts Schönes dabei.» Für ihn ist klar: So kann es nicht weiter gehen.

Die Frage sei nun, wie ein Verbot konkret ausgestaltet würde. «Wie hoch sind die Bussen? Sprechen wir nur Verwarnungen aus?» Götte denkt, dass die Tübacherinnen und Tübacher nach Goldach oder Steinach gehen würden, um ihre Böller abzulassen, wenn es ein Verbot gäbe. Darum brauche es wohl eine überregionale, wenn nicht gar kantonale Lösung – mindestens, bis es national eine Entscheidung gibt.

 

Probleme mit Fäkalien

 

Wie geht es in Eggersriet weiter? Der Gemeinderat will das Polizeireglement von 1978 revidieren. Im Zuge dieser Revision soll das Verbot verankert werden. Neu wäre Feuerwerk dann nur noch mit Bewilligung erlaubt – und nur, wenn danach aufgeräumt wird. Mit 250 Unterschriften könnten Stimmberechtigte allerdings das Referendum ergreifen und eine Volksabstimmung erzwingen.

Der Fünfländerblick bleibt ein beliebtes Ausflugsziel – und eine Bürde für die Gemeinde. Rund 5000 Franken kostet der Unterhalt pro Jahr, schätzt Gemeindepräsident Guido Keller. Seit der Schliessung des Restaurants Rossbüchel Ende Juli fehlt zudem eine Toilette. Das sorgt zunehmend für Probleme mit Fäkalien.

Eine fixe WC-Anlage mit Wasser, Strom und Abfluss würde rund 100’000 Franken kosten. «Das ist unrealistisch», sagt Keller. Günstiger wäre ein mobiles Toitoi-WC: etwa 1000 Franken pro Monat, inklusive Reinigung. Doch auch das ist kompliziert – denn die Gemeinde besitzt auf dem Fünfländerblick kein eigenes Land. Keller hat deshalb bereits das Gespräch mit Eigentümern gesucht. «Wir sind auf deren Goodwill angewiesen. Das ist nicht ganz einfach.» Vorerst will er die Situation weiter beobachten.

Ganz still bleibt es am Fünfländerblick jedoch nicht: Am 5. September wird der neu gestaltete Grillplatz eröffnet – mit zwei Feuerstellen, neuen Sitzgelegenheiten und Picknicktischen. Ab 15 Uhr lädt die Gemeinde zum Einweihungsfest mit musikalischer Unterhaltung ein – und diesmal dürfen statt Raketen die Korken knallen.

 

Die Grillstelle beim Aussichtspunkt wird aufgewertet.

Die Grillstelle beim Aussichtspunkt wird aufgewertet.

Bild: Ralph Ribi

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