Rorschacher Bundesfeier wegen Sturm abgebrochen: Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider sagt für nächstes Jahr zu +++ Hunderte pilgern vergeblich ans Seeufer
An der 1.-August-Feier der Seegemeinden Goldach, Rorschach und Rorschacherberg auf der Arionwiese ist man sich prominente Redner gewohnt. Diesmal ist SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zu Gast. Ihre Rede hält sie aber nicht, denn kurz nach 18 Uhr werden Festzelt und Festplatz evakuiert, der Anlass und das Feuerwerk abgesagt. Um 22.30 Uhr warten trotzdem Hunderte Menschen an den Seeufern von Goldach und Rorschach auf das Feuerwerk.
Einmal im Jahr spannen die Seegemeinden Goldach, Rorschach und Rorschacherberg zusammen: Die gemeinsame 1.-August-Feier auf der Arionwiese in Rorschach hat Tradition. Das Interesse daran ist ungebrochen, die Feier mit Festrede, Grill, Musik und Feuerwerk lockt am Mittwochabend zahlreiche Besucherinnen und Besucher an den See. Ab 17 Uhr füllt sich die Festwirtschaft und die Vorfreude auf die Festrede von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Lampionumzug und das Feuerwerk steigt.
Pünktlich zum Festbeginn trübt sich der Himmel über dem Bodensee allerdings ein und erste, zarte Windböen streichen über die Arionwiese. Während die Besucherinnen und Besucher die kühle Brise geniessen, werden die Sorgenfalten bei den Organisatoren immer grösser. Das Wetterradar verheisst nämlich nichts Gutes.
Und tatsächlich, gegen 18 Uhr peitschen immer stärkere Sturmböen gegen das Festzelt und sintflutartiger Regen setzt ein. Adrian Mebold vom Organisationskomitee, der als Präsident des Feuerwehrvereins Goldach für die Infrastruktur verantwortlich ist, Marco Todeschini, Kommandant der Feuerwehr Rorschach-Rorschacherberg und Mitglieder des Stadtrates Rorschach beraten sich und entscheiden um 18.20 Uhr: Abbruch und Evakuierung.
Wettersituation hat sich schlagartig geändert
«Der Wind war viel zu stark und die Situation zu gefährlich, wir hatten in diesem Moment keine andere Wahl», sagt Adrian Mebold. Natürlich sei es schade, dass die Arbeit der vielen Helferinnen und Helfer nicht belohnt werde, doch es sei besser gewesen, den Anlass abzubrechen, ehe noch jemand zu Schaden kommt.
Einen Plan B, etwa die Verschiebung der Bundesfeier um einen Tag auf den 1. August, gebe es nicht. «Es ist ein cooler Anlass und wir hätten diesen gerne durchgeführt, doch gegen das Wetter ist man machtlos», sagt der sichtbar enttäuschte OK-Chef.
«Wir haben das Wetter den ganzen Tag beobachtet», sagt Feuerwehrkommandant Marco Todeschini. Am Mittag seien sie noch happy gewesen, weil sie gedacht hätten, Rorschach komme dem Unwetter davon, am späteren Nachmittag sei klar gewesen, dass man vielleicht etwas nass wird, doch um 17 Uhr habe sich die Wettersituation schlagartig geändert.
«Ich habe mir dann ein Bild auf dem Festplatz gemacht und irgendwann ist dann halt der Zeitpunkt gekommen und wir konnten gar nicht mehr anders als den Platz zu räumen», so Todeschini. Natürlich könne man sich hinterher fragen, ob es der richtige Entscheid war, sagt der Rorschacher Sicherheitsbeauftragte, als der Himmel kurz aufklart, doch im Nachhinein sei es einfach, zu kritisieren.
Feuerwerk kommt bis nächstes Jahr in den Keller
Seit bald 20 Jahren koordiniert Alexander Kleger das Feuerwerk, das im Rahmen der gemeinsamen Bundesfeier die Rorschacher Bucht erhellt. Feuerwerke sind sein Hobby, im «richtigen Leben» ist er Geschäftsleiter der Triopan AG. Das jeweils von einem Kiesschiff aus gestartete Feuerwerk findet diesmal aber ebenfalls nicht statt. Es auf den Donnerstag zu verschieben, den eigentlichen Bundesfeiertag, ist laut Kleger nicht möglich, da dafür sämtliche Bewilligungen erneut eingeholt werden müssten. «Wir versorgen es im Keller und können es hoffentlich im kommenden Jahr zünden.»
«Es war viel zu gefährlich, wir mussten so entscheiden», sagt Rorschachs Stadtpräsident Röbi Raths. Elisabeth Baume-Schneider, die zusammen mit ihm, dem Goldacher Gemeindepräsidenten Dominik Gemperli und Tübachs Nationalrat Michael Götte das Unwetter im «Hafenbuffet» abwartete, habe nicht nur viel Verständnis für die unglückliche Situation gezeigt und ihr Bedauern in Richtung Bevölkerung wegen der Absage ausgesprochen, sie habe auch spontan und ohne Zögern ihr Kommen für das kommende Jahr zugesagt.
Klar sei auch, dass die beteiligten Vereine nicht umsonst gearbeitet hätten. «Wir werden uns in den Räten beraten und das Engagement der Organisatoren finanziell entschädigen.»
DJ macht auf die Absage des Feuerwerks aufmerksam
Am späteren Abend verziehen sich die Wolken und ein paar Sterne blinken. Zahlreiche Männer und Frauen, Familien mit Kindern machen sich daher auf den Weg, um das für 22.30 Uhr geplante Feuerwerk zu sehen. Zwischen Goldach und Rorschach versammeln sich Hunderte Menschen am Seeufer – vergeblich.
«Dass die Leute doch noch an den See kommen, daran hat niemand gedacht», räumt Röbi Raths auf die Situation angesprochen ein. Er schickt seinen Sicherheitsbeauftragten los. Dieser bittet den DJ, der beim Seecafé Arion auflegt, die wartenden Menschen per Mikrofon über die Absage zu informieren.