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Tübach rollt der Tour de Suisse den Teppich aus

Das ganze Dorf engagiert sich als Startort des Radrennens

Einige der besten Velofahrer der Welt kurven bald wieder durch die Schweiz. Die 7. Etappe der Tour de Suisse startet am Samstag, 17. Juni, in Tübach und führt über Appenzell nach Weinfelden. Gemeinde- und OK-Präsident Michael Götte freut sich über den grossen Rückhalt, den der Anlass im 1600-Seelen-Dorf erhält.

Knappe vier Stunden benötigte der Slovake Peter Sagan am 18. Juni 2011, um von Tübach nach Schaffhausen zu radeln. Es war die achte Etappe der Tour de Suisse. Das abschliessende Zeitfahren gewann damals der Schweizer Fabian Cancellara, die Gesamtwertung holte sich der Amerikaner Levi Leipheimer.

 

Zwölf Jahre später ist das 1600-Seelen-Dorf erneut Startort des wichtigsten Schweizer Radrennens. Die 7. Etappe von Tübach nach Weinfelden läutet am Samstag, 17. Juni, das Schlusswochenende der Tour de Suisse der Männer ein. Nach einer Startrunde ab Tübach entlang des Bodensees geht die Etappe weiter ins Appenzellerland. Die Sprinter müssen dabei harte Anstiege bewältigen, um im Schlusssprint in Weinfelden mit von der Partie zu sein.

 

Gegen Konzerte auf der «Kellen» nichts einzuwenden
Tübachs Gemeindepräsident Michael Götte steht am Donnerstagmittag mitten auf der Goldacherstrasse und zeigt, von wo sich das Feld der Rennradfahrer auf den Weg machen wird. Ein besonderes Kränzchen windet er den umliegenden Industriebetrieben und dem Tenniscenter Tübach, die für dieses Grossereignis ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen. Etwa für die Festwirtschaft, wo es einen Brunch à discrétion mit Unterhaltung der Musikgesellschaft Tübach geben wird, für die Unterbringung des Tourtrosses und das Parken diverser Fahrzeuge.

 

Tübach musste ein aufwendiges Organisationskomitee auf die Beine stellen und dabei viele Auflagen einhalten, welche die Tour den Start- und Zielorten auferlegt. Michael Götte sagt: «Einerseits habe ich mit Robin Erni eine grossartige Assistentin, die mir als Eventmanagerin den Rücken freihält, und anderseits spüren wir aus der Bevölkerung einen sehr grossen Rückhalt für die Durchführung des Anlasses.»

 

Robin Erni kümmert sich um die organisato-rischen Belange des Tour-Gastspiels in Tübach.
Bild: PD

Das Dorf zwischen Goldach Steinach stellt nicht das erste Mal einen Grossanlass auf die Beine. Die Ausrichtung des kantonalen Schwingfests 2018, der Etappenstart der Tour de Suisse 2011 und das Konzert von Herbert Grönemeyer 2013 zählen zu den Highlights der vergangenen Jahre. Gäbe es in der Bevölkerung eine ablehnende Haltung, gäbe es all diese Dinge nicht, zeigt sich Götte dankbar für den breiten Zuspruch und lässt durchblicken, dass er auch nichts dagegen hätte, wenn auf der «Kellen» bald wieder ein grosses Konzert stattfinden würde, Veranstalter seien eingeladen, sich bei ihm zu melden.

 

Heute ist es schwieriger, Start- und Zielorte zu finden
Das Rundrennen hat durch die vielen Dopingskandale im Radsport etwas von seinem einstigen Glanz verloren. Lange war es ein beliebtes Grossereignis, die Sieger wurden gefeiert. Früher war es denn auch leichter, Startorte zu finden, die bereit sind, unter der Woche 20’000 Franken dafür zu zahlen, dass die Männer mit den strammen Waden das Rennen von dort in Angriff nehmen, am Wochenende koste es 25’000 Franken. Ein Zielort muss sogar 60’000 bis 80’000 Franken in die Hand nehmen.

 

Damit beginnen die Ausgaben aber erst. Neben der üblichen Infrastruktur müssen VIP-Zone, Medienzentrum und die Streckensicherung auf die Beine gestellt werden. Unter dem Strich erreichen die Kosten in der Regel sechsstellige Dimensionen. Was kostet der Radspass also Tübach? «Es sind nur einige Tausend Franken, nicht so viel, wie üblich», sagt Michael Götte und erläutert, weshalb dies so ist. Ende 2021 seien die Tour-Verantwortlichen auf Tübach zugekommen und hätten angefragt, ob man nicht wieder einmal als Startort fungieren wolle. «Für uns war klar, dies nur als Region gemeinsam machen zu wollen», so Götte. Die Zusammenarbeit mit Goldach Rorschach und Rorschacherberg sei aber auch wegen der Sanierung der Hauptstrasse in Rorschach nicht zustande gekommen.

 

 

Finanzierung mit Eventkasse und Sponsoren
Mitte 2022 sei dann eine Zusammenarbeit mit der Stadt St.Gallen ausgelotet worden, man kam aber zum Schluss, dass der Fahrplan für die Organisation bis zum Sommer 2023 zu sportlich sei. Als in der Folge auch Zürich und Davos verzichteten, wurde Tübach-St.Gallen Ende 2022 wieder aktuell. Mit der Prämisse, dass es eine Chance für die ganze Region sei, habe man mit St.Gallen, Gaiserwald, Wittenbach und Waldkirch entschieden, an der diesjährigen Tour de Suisse den Hub St.Gallen zu bilden.

 

Es sei also nicht so, dass für den Anlass in Tübach eine Menge Steuergelder verpulvert werde. Zum einen beteilige sich die Region Rorschach mit der gemeinsam geäufneten Eventkasse und zum anderen würden zahlreiche Sponsoren den Anlass unterstützen. Ziel des Gemeinderates sei es gewesen, sämtliche Kosten für das Gastspiel der Tour de Suisse ohne Steuergelder decken zu können, was auch gelingen werde. Dies auch deshalb, weil man eine schlanke Organisation habe und sich zahlreiche Tübacherinnen und Tübacher für den Anlass engagierten. Nicht zu vergessen die Gemeindemitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die wesentliche Aufgaben übernehmen würden.

 

Organisiert sei mittlerweile alles, nun gehe es um die Umsetzung. Michael Götte rechnet damit, dass zwischen 500 und 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Spektakel entlang der Goldacherstrasse verfolgen werden. Die Tour de Suisse sei eine grossartige Gelegenheit für Tübach, die Gemeinde und das aktive Dorfleben zu präsentieren. Ziel des Gemeinderates sei es denn auch, den Anlass zu einem grossen Dorffest zu machen, das noch lange in Erinnerung bleiben werde.

 

Originalartikel: Tagblatt, 27.05.2023 (Rudolf Hirtl)

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