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So bereiten sich die Gemeinden am See auf Ukraine-Flüchtlinge vor

In den Gemeinden in der Region Rorschach sind bereits Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Mehr könnten folgen. Das ist eine Herausforderung für die Gemeinden.

 

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine tobt nun bereits seit zwei Monaten. Mehr als fünf Millionen Menschen sind aus dem Land geflüchtet. Bei den Schweizer Behörden sind rund 43’000 Asylgesuche eingegangen, wie die Verantwortlichen am vergangenen Donnerstag an einer Medienkonferenz sagten. Pro Tag träfen rund 700 bis 800 Gesuche ein.

 

Ein Teil der Flüchtlinge hat in der Region am See Unterschlupf gefunden. Beispielsweise in Goldach. Die 9400-Einwohner-Gemeinde hat bisher 32 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, wie Gemeindepräsident Dominik Gemperli auf Anfrage sagt. 18 Personen seien in Liegenschaften der Gemeinde untergebracht, 14 in privaten Haushalten.

 

Bis zu 300 Flüchtlinge könnten nach Goldach kommen

 

Dominik Gemperli, Gemeindepräsident Goldach.

Das Thema beschäftige die Gemeinde derzeit stark, betont er. Und fügt an:

«Es ist eine riesige Herausforderung, mit der wir hier konfrontiert sind.»

 

Die Herausforderung könnte noch grösser werden. Bis Ende Jahr könnten 250’000 bis 300’000 Flüchtlinge die Schweiz erreichen, schätzen die Behörden. Heruntergerechnet auf Goldach würde das laut Gemperli bedeuten, dass die Gemeinde im «Worst-case-Szenario» insgesamt bis zu 300 Personen aufnehmen müsste.

 

Man bereite sich darauf vor. Die Gemeinde hat einen Krisenstab ins Leben gerufen, der sich mit solchen Szenarien befasst. Er habe durchaus Respekt davor, sagt Gemperli. Ein Knackpunkt ist der Wohnraum. In Goldach gebe es zwischen 40 und 50 leere Wohnungen. Die Gemeinde könne aber nicht einfach alle mieten.

 

«Das ist illusorisch.»

 

Gruppenunterkunft wird frei gehalten

 

Ein Teil der Menschen könnte bei Privaten unterkommen. Die Solidarität sei gross, betont Gemperli. Doch solche Situationen seien nicht immer einfach, viele Private würden das unterschätzen. «Wir haben auch schon erlebt, dass es nicht funktioniert hat.» Dann seien die Flüchtlinge vor dem Gemeindehaus gestanden.

 

Kommen tatsächlich noch viel mehr Ukrainerinnen und Ukrainer in Goldach an, werde man die Gruppenunterkunft hinter dem Gemeindehaus für sie öffnen müssen, so Gemperli. Dort finden normalerweise Schul-, Ferien- oder Sportlager statt. Im Sommer beispielsweise jeweils ein Segellager für Menschen mit Beeinträchtigung.

 

La Vita würde für Flüchtlinge kochen

 

Das wird dieses Jahr nicht so sein. Gemperli sagt:

«Wir mussten den Mietern vorsorglich absagen, was natürlich sehr bedauerlich ist.»

 

Doch die Gemeinde will die Unterkunft frei halten für den Fall der Fälle. 50 Personen könnten dort untergebracht werden. Die Kücheninfrastruktur ist indes nicht für so viele Leute ausgelegt. Darum stehe man im Kontakt mit dem Alterszentrum La Vita, das für die Flüchtlinge kochen würde.

 

Reiche der Raum in der Gruppenunterkunft nicht, müsste man auf die Zivilschutzanlage oder die Turnhalle ausweichen und die Menschen zumindest kurzfristig dort unterbringen. «Das wären aber nur provisorische Lösungen», sagt Gemperli. Sowieso handelt es sich hierbei aber nur um Planspiele.

 

«Es ist schwer vorauszusagen, wie sich die Situation entwickeln wird.»

 

Gemeinde Tübach hat drei Wohnungen gemietet

 

Michael Götte, Gemeindepräsident Tübach. | Bild: Ralph Ribi

Die Herausforderung ist aber nicht nur der Wohnraum, wie der Tübacher Gemeindepräsident Michael Götte sagt. In seiner Gemeinde seien bisher zwölf Ukrainerinnen und Ukrainer angekommen. Man sei bereits kurz nach Kriegsausbruch mit der Thematik konfrontiert gewesen. «In unserer Gemeinde wohnt eine Familie, die teilweise aus der Ukraine stammt.»

 

Verwandte von ihr seien dann nach Tübach gekommen. Zuerst kamen sie privat unter. Aktuell habe die Gemeinde drei Wohnungen gemietet für die Flüchtlinge, unter anderem im Kloster St.Scholastika und im Reha-Zentrum-Mühlhof. «Wir werden nun schauen müssen, ob es noch weitere Wohnungen braucht.»

 

40 Personen könnten nach Tübach kommen

 

Im Kanton St.Gallen ist der Trägerverein Integrationsprojekte (TISG), in dessen Vorstand Götte sitzt, für die Zuteilung der Flüchtlinge an die Gemeinden zuständig. Falls die negativsten Prognosen eintreffen, könnte es sein, dass Tübach bis zu 40 Personen aus der Ukraine aufnehmen würde, wie er sagt. Das sei durchaus eine Challenge. «Doch dieser stellen wir uns.» Das sei immerhin die Aufgabe der Gemeinden.

 

Mit der Unterkunft ist es aber noch nicht getan. Man müsse den persönlichen Kontakt suchen mit den Menschen, Deutschkurse und auch Arbeit organisieren. In Tübach habe man da schon Lösungen gefunden, so Götte. So seien einigen Flüchtlingen aus der Ukraine bereits erste Arbeitseinsätze in der Gastrobranche oder in einem Gewerbebetrieb vermittelt worden.

 

Quelle: Tagblatt 25.04.2022, Michel Burtscher / Bild: Michael Buholzer/Keystone

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