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Der Tübacher Gemeinderat verschätzt sich um über eine Million Franken: Volg steht im Zentrum bereits in den Startlöchern

Tübachs Rechnung 2020 schliesst um 421’316 Franken besser ab als budgetiert. Die Besserstellung gegenüber Voranschlag beträgt dadurch mehr als eine Million Franken. Mehr Steuereinnahmen als erhofft und weniger Ausgaben in beinahe allen Budgetposten sind für den positiven Jahresabschluss verantwortlich. Der Dorfladen im Zentrum nimmt Formen an. Es fehlt nur noch die Unterschrift unter dem Mietvertrag.

 

«So etwas ist uns noch nie passiert», sagt Tübachs Gemeindepräsident Michael Götte, als er zusammen mit Gemeindeschreiberin Lea Rutishauser und Finanzverwalter Marcel Helfenberger Rechnung 2020 und Budget 2021 präsentiert. Auch wenn dem 41-Jährigen die Abweichung zwischen Budget und Rechnung etwas unangenehm ist, die Neuigkeiten die er zu verkünden hat, sind keineswegs schlecht. Im Gegenteil, das operative Ergebnis schneidet um 421’316 Franken besser ab als für 2020 eingeplant. Weil sich das ursprüngliche Minus von 582’590 Franken in dieses deutliche Plus verwandelte, beträgt die Besserstellung gegenüber Budget satte 1’003’906 Franken. Bei einem Gesamthaushalt von knapp 7 Millionen Franken kein unerheblicher Betrag.

 

Corona macht sich in Gemeindekassen noch nicht bemerkbar
«Wenn wir in den vergangenen Jahren ein Minus budgetiert haben, bewegte sich dies in der Grössenordnung von 100’000 bis 150’000 Franken. Anfang 2020 ist der Gemeinderat aber unter Berücksichtigung der gängigsten Faktoren von einem deutlichen höheren Minus ausgegangen», sagt Götte und verweist darauf, dass dies noch vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie geschehen sei. Was allerdings keine Rolle gespielt habe, da Corona den Gemeinden im Rechnungsjahr 2020 noch nicht wehtue. Der Rat habe sich nicht etwa an einer Position besonders vertan. Die Besserstellung setze sich vielmehr aus diversen Bausteinen zusammen.

 

Wachstum ist wichtig, um Steuererträge zu generieren
So würden unter anderem die Steuern mit Mehreinnahmen von 457’268 Franken zehn Prozent über den Erwartungen abschliessen. Ausschlaggebend dafür seien Steuern natürlicher Personen, die 226’592 Franken über Budget lägen; und höhere Erträge bei Grundstückgewinnsteuern (95’093 über Budget) und Handänderungssteuern (129’923) machten sich positiv bemerkbar. Weniger ausgegeben als geplant hat Tübach für die Verwaltung (63’371 Franken unter Budget), bei der sozialen Sicherheit (179’460), beim Verkehr (49’152) oder bei der Bildung (141’792). «Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass wir mit dem Budget für das laufende Jahr wieder in diesem Ausmass danebenliegen», sagt Götte. Allerdings sei nicht vorhersehbar, wer in die noch verfügbaren Wohnungen in der Überbauung Zentrumswiese einziehe. Ein Drittel der 76 Wohnungen sei im vergangenen Jahr bezogen worden, bis April/Mai dürften auch die restlichen bewohnt sein. Ende 2020 hatte Tübach 1482 Einwohnerinnen und Einwohner. In den nächsten Tagen wird die 1500er-Marke erreicht. «Wir sind froh um dieses Wachstum von rund zehn Prozent», so der Gemeindepräsident, «denn wir brauchen das, um Steuererträge und Steuerfuss langfristig in der Balance halten zu können.»

 

Für das Budget 2021 hat der Gemeinderat Tübach die Empfehlungen des Kantons St.Gallen berücksichtigt. Dieser rechnet bei juristischen Personen (Firmen) mit einem Minus von 15 Prozent. Zusammen mit den 25 Prozent Einnahmen, die durch die im Januar in Kraft getretene Unternehmenssteuerreform wegfallen, sind dies 40 Prozent. In Zahlen: Tübach budgetiert nur 300’000 Franken statt 500’000 Franken.

 

Vertrag mit Volg ist kurz vor der Unterschrift
«Überhaupt nicht vorhersehbar ist, wie sich Corona im sozialen Bereich niederschlägt», sagt Götte. Wenn Bürger etwa ihre Arbeit verlieren und finanziell nicht mehr über die Runden kommen würden, schlage sich dies in den Sozialkosten der Gemeinde nieder. Auch bezüglich Pflegefinanzierung sieht er keine rosige Zukunft. Zwar würden Menschen, die in Pflegeheimen Corona erlägen, den Gemeindehaushalt kurzfristig entlasten, so traurig dies auch sei, doch tendenziell würden die Ausgaben der Gemeinden für Pflegebetreuung eher steigen.

 

Gestiegen sind auch die Chancen, dass ein Schweizer Detailhändler die Gewerbefläche in der Zentrumsüberbauung «Im Bumert» bewirtschaften wird, in welche die Gemeinde Tübach knapp drei Millionen Franken investieren hat. «Den Entwurf des Mietvertrages für Volg haben wir im Gemeinderat behandelt. Letzte Details, die für den Ankermieter von Bedeutung sind, klären wir derzeit mit der Firma Fortimo.»

 

Quelle: Tagblatt, Rudolf Hirtl, 16.02.21

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