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Interview mit Michael Götte

Es ist Samstag. Nicht irgendein beliebiger Samstag. Nein, es ist OLMA-Samstag. Ich bin in der Halle 4 und es ist bereits halb sieben. Es ist laut, das Gewusel gross. Da treffe ich Michael Götte. Ich frage ihn, ob er Zeit hat für ein Interview. „Klar, ich habe immer Zeit“ ist seine Antwort.

 

Er fühlt sich sichtlich wohl in dem ganzen Trubel. Michael Götte ist gerne unter Leuten. Schon von klein auf ist er es gewohnt, mittendrin zu sein. Seine Eltern hatten ein Wirtshaus samt Bäckerei & Konditorei. Klar, dass da auch die Kinder mithelfen mussten. Ebenso klar, dass Michael Kontakt hatte mit Restaurantbesuchern jeglichen Couleurs; Handwerker zum Znüni, Chefs zum Mittagessen, Familien zum Nachtessen. Arbeiter, Politikerinnen, Lehrer oder Bäuerinnen – da gab es viele spannende Begegnungen. Noch spannender die Gespräche. Denn Vater und Mutter Götte waren beide politisch interessiert und der Vater hat aktiv in der kommunalen Politik mitdiskutiert. So waren nicht selten auch politische Gespräche am Stammtisch zu hören. Und so ist Michael Götte schon jung interessiert an der Politik. Eigentlich wollte er nicht wie seine Eltern in eine Partei einsteigen und hat erst einmal das KV gemacht. Auf der Gemeinde in Tübach, dort wo er heute Gemeindepräsident ist.

 

Es ist Sonntagnachmittag, nicht einmal 24 Stunden nach meiner Interview-Anfrage, bringt mir Michael Götte einen Kaffee an den Sitzungstisch im Tübacher Gemeindehaus.

 

Michael, wie geht es dir Heute?
Sehr gut. Das hat verschiedene Gründe; es war ein toller OLMA-Start. Heute Morgen war ich seit zwei Wochen wieder einmal joggen. Danach noch etwas Wahlkampf und nach unserem Gespräch gehe ich mit meiner Familie den Match der Schweizer Nati anschauen. Abends dann noch ein paar Vorbereitungen für die Sitzungen in Bern.

 

Das ist ein sehr voller Tag. Die Wahlen stehen bevor. Das gibt es noch mehr als sonst zu tun. Oder?
Ja das ist richtig. Seit den Sommerferien ist Wahlkampf. Bei so grossen Wahlen wie dem Nationalrat ist es sehr schwierig einzuschätzen, wieviel dass es braucht. Wie viel Werbung soll ich machen? Wo stelle ich Plakate auf? Wie viel Mal zeige ich mich? Wo zeige ich mich? Es ist viel schwieriger einzuschätzen als bei kommunalen Wahlen. Meinen Job als Gemeindepräsident, bei der IHK und meine Mandate möchte ich weiterhin gut erfüllen. Und für meine Familie da sein. Zum Glück hat der Tag 24 Stunden.

 

Das klingt für mich anstrengend. Die nötige Erholung gibt es für Michael Götte in zwei Wochen; da nimmt er sich ein Wochenende frei. Frei von E-Mails, Telefonaten oder öffentlichen Terminen. Und die Weihnachtstage sind für die Familie reserviert. Auch da gibt es keine anderen Termine. Erholung findet Götte vor allem dann, wenn er nicht unter Zeitdruck steht. Einfach einen Abend zu Hause sein. Einen Fernseher braucht er nicht. Da schläft er bereits nach wenigen Minuten ein. Ich merke, Michael ist es gewohnt viel zu tun zu haben.

 

Götte ist überzeugt, die Anliegen der gwüsst-Region in Bern gut zu vertreten und dass er als Nationalrat für die Region von Nutzen ist. Denn in Bundesbern muss man sehr gut mit anderen Parlamentariern vernetzt sein, um wichtige Anliegen zu positionieren. So weiss weder der Berner Oberländer noch die Zuger Städterin etwas über die Problematik mit dem Stau auf St. Galler Autobahnen. Unsere Region ist am Rande der Schweiz und hat andere Schnittstellen als Zentralschweizer Kantone. Da ist die Vernetzung unserer Vertreter umso wichtiger. Ziel ist es, die St. Galler Themen möglichst breit unter den Parlamentariern zu diskutieren und auf die Problematik sowie die mögliche Lösung hinzuweisen.

 

Auch die Kommunikation unter den verschiedenen St. Galler Politikern muss gut funktioniert. Damit sie auf allen politischen Ebenen Druck machen können. Für unseren Kanton. Und für unsere Region.

 

Michael, hast du heute noch die gleichen Ideale/Ziele wie zu Beginn der Politkarriere? Was hat sich geändert und wieso?
Ja, meine Grundwerte sind noch immer die gleichen. Teilweise verändert sich der Fokus aufgrund der Aktualität. Die Gesundheitspolitik war beispielsweise während Corona wichtiger. Das Bildungswesen wie auch Sicherheit und Altersthemen sind seit Jahren aktuell. Die allgemeine Sicherheit war mir immer ein Anliegen. Vor ein paar Jahren herrschte um uns herum Frieden, nun rückt der Krieg leider näher und damit auch eine gewisse Dringlichkeit. Das Thema Migration war nie mein Hauptanliegen. Nun finde ich, müssen die Rahmenbedingungen dazu wieder angepasst werden.

 

Michael Götte hat mit 20 Jahren in Steinach eine Ortspartei gegründet. Zwei Jahre später wurde er Kantonsrat, mit 25 Jahren Gemeindepräsident. Sehr jung. Der jüngste in St. Gallen. Lange Zeit war er „der Junge“ und bekam dadurch viel mediale Aufmerksamkeit. Dass das alles so gekommen ist, ist eigentlich dem Alt-Bundesrat Adolf Ogi zu verdanken. Er hat Götte im Militär getroffen und ihm zur Gründung der Ortspartei geraten. Nun ist Götte nicht mehr der Neue und Junge. Er hat sich über die Jahre ein grosses Netzwerk erarbeitet. Und er wird vielerorts auch auf der Strasse erkannt. Für ihn persönlich ist das überhaupt kein Problem. Die Menschen, die ihn ansprechen, erfreuen sich am Zusammentreffen mit dem Politiker. Auch für Götte sind das schöne Begegnungen. Nur seinen Kindern geht es manchmal etwas zu langsam vorwärts, wenn der Vater alle paar Meter aufgehalten wird. Das ist vor allem in der Stadt St.Gallen oder jetzt an der OLMA so.

 

Zum Abschluss einige Entweder-oder-Fragen. Michael; was ist dir lieber?

Cervelat oder Bratwurst? – abwechslungsweise
Gelb oder blau? – blau
Stadt oder Land? – als Brückenbauer dazwischen
Hund oder Katze? – Hunde – haben aber zwei Katzen zu Hause
Süss oder salzig? – je nach Stimmung
Wein oder Bier? – beides
Meer oder Berge? – beides
Sommer oder Winter? – für mich hat jede Jahreszeit seinen Reiz

 

Vielen Dank für deine Zeit Michael und toi toi toi für die Wahlen!

 

Originalartikel: gwüsst.ch, 17.10.2023, Daniela Geisser

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