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Gastroszene – Flitterwochen nachholen statt Nudeln braten: Restaurant Landhaus Bambusgarten in Tübach schliesst Ende Jahr

Nach dem Abriss der «Sonne» in Tübach, schliessen Ende Jahr, nach beinahe 25 Jahren Tätigkeit, Feng Ling Chung und ihr Ehemann Hang Senh ihr Restaurant «Landhaus Bambusgarten». Tübachs Beizendichte verringert sich damit wieder auf drei: «Löwen», «Atticum» und «Begegnungstreff».

Ein Durchatmen oder Beine-Hochlagern hat es noch nie gegeben: Feng Ling Chung und ihr Ehemann Hang Senh betreiben seit dem Jahr 2000 das Restaurant Landhaus Bambusgarten in Tübach – und davor wirteten sie bereits während zehn Jahren in Rorschach. Er arbeitet in der Küche, sie im Service. Ende Jahr ist nun aber Schluss. Herr und Frau Chung hängen die Wokpfannen an den Nagel. «Man lebt schliesslich nur einmal», sagt Frau Chung.

Auch wenn die Arbeit im Restaurant bis zum heutigen Tag immer eine riesengrosse Leidenschaft geblieben sei: «Wir wollen Dinge unternehmen, solange wir noch fit sind», sagt Feng Ling Chung. Die 59-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann, die sich 1986 in einem Restaurant in Zürich kennenlernten, haben noch einiges vor: Herr Chung spricht von der Teilnahme in Vereinen, Frau Chung von Spaziergängen, Kinobesuchen oder dem Nachholen der damals verpassten Flitterwochen. Die 31-jährige Tochter Silke ergänzt: «Sie tanzen beide gerne Salsa.»

Das Restaurant hat gerade Ruhetag, die Familie Chung gibt im Speisesaal Auskunft über ihre Pläne. Eines ist vorprogrammiert: Feng Ling Chung will nach der Schliessung des Restaurants als Erstes ihre 95-jährigen Eltern im südchinesischen Guangzhou besuchen. «Das Chinesische Neujahr am 29. Januar bietet sich gut dafür an», sagt sie. Danach steht Afrika auf dem Programm: Silke plant, mit ihren Eltern und ihrem Partner nach Tansania auf Safari zu gehen.

Restaurant wird zur Gewerbefläche

Ein Restaurant soll es im jetzigen Landhaus Bambusgarten nicht mehr geben: «Wir wollten nie, dass unsere Kinder in diese harte Branche einsteigen.» Bleiben noch der «Löwen», der «Begegnungstreff», der mehr geschlossen als offen ist, und das «Atticum» in Tübach, nachdem dieses Jahr bereits die «Sonne» abgerissen worden ist. Im jetzigen Landhaus Bambusgarten sei vorgesehen, den unteren Stock für das Gewerbe zu vermieten, erklärt Hang Senh Chung.

Das Haus gehört nach wie vor seiner Familie – im oberen Stock bleiben sie weiterhin wohnhaft. Und wahnsinnig eilig mit der Vermietung des Erdgeschosses haben sie es nicht: «Nach der Schliessung Ende Jahr werden wir zuerst alles aufräumen und putzen», sagt Frau Chung. Sie wünschen sich eine Mieterschaft, die das Potenzial der guten Lage und die Vorteile der Gemeinde zu schätzen weiss.

«Käsefondue beim Chinesen»

Das Haus mit Baujahr 1910, das unter Denkmalschutz steht, hat erst seit dem Einzug der Familie Chung und dem damit einhergehenden Ergänzungsbau den Zusatz «Bambusgarten». Vorher hiess es einfach Restaurant Landhaus und bot typische Schweizer Küche an. 20 Jahre lang – bis zur Coronapandemie – zog die Familie Chung das Angebot von Schweizer Gerichten mit, was weit und breit eine Einzigartigkeit darstellte. «Wir hatten je eine Karte mit typisch schweizerischen und eine mit chinesischen Speisen», sagt Feng Ling Chung.

Einige Gäste sind diesbezüglich besonders in Erinnerung geblieben. Silke erzählt von einem Deutschen, der im Restaurant laut mit jemandem telefonierte: «Du glaubst nicht, was ich hier mache: Ich esse gerade Käsefondue beim Chinesen», habe dieser gesagt.

Fasnacht, Silvester und Familie

Herrn Chung bleibt die Fasnacht in Erinnerung: «Das sind immer unglaubliche Tage», sagt er. «Die Leute bleiben bis spät in die Nacht. Auch schon habe ich frühmorgens noch Spiegeleier und Fleischkäse für die Gäste gemacht.» Für Frau Chung ist der Silvester besonders erwähnenswert: An diesem Festtag wurde sie nämlich immer von ihren beiden Töchtern Shile und Silke und ihrem Sohn Jin De im Restaurant unterstützt. Überhaupt seien die Kinder ihr grosser Stolz. Auch Vater Chung betont dies: «Wir würden nichts anders machen und sind froh, dass wir unsere Kinder in diesem Rahmen grossziehen durften.»

Am 29. Dezember wird der letzte Arbeitstag für Herrn und Frau Chung sein. «Und bis dahin laden wir unsere Gäste ein, diese letzte Phase gemeinsam zu feiern, die kulinarischen Highlights noch einmal zu erleben sowie offene Gutscheine noch einzulösen und sich gebührend zu verabschieden.» So ganz traut Tochter Silke der Sache aber nicht: «Sie werden sicher irgendwie weitermachen», sagt sie. Ihre Mutter gibt zu: Ganz abgeneigt ist sie nicht. Jedoch nicht etwa weiter in einem Restaurant, sondern vielleicht eher so etwas wie Kochkurse erteilen. Eines weiss sie auf jeden Fall jetzt schon: «Ich werde unsere Gäste sehr vermissen.»

Gemeindepräsident Michael Götte bedauert die Schliessung des «Bambusgartens». «Ich war immer stolz auf unsere Gastrovielfalt, die von Dorfbeiz über asiatisch, Gourmet, modern bis zu Klub reicht. Damit sind wir besser als viele grossen Gemeinden. Und dies ohne Einflussnahme, der Gemeinde gehört keines der Gebäude.»

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