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Bei einer Wiederwahl in den Nationalrat tritt Michael Götte als Kantonsrat zurück

Drei Ämter sind eines zu viel

Noch bis zu den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober ist Michael Götte als Gemeindepräsident, Kantonsrat, Nationalrat und Familienvater engagiert. Alles lässt sich langfristig nicht unter einen Hut bringen, weshalb er bei einer Wiederwahl nach Bundesbern seine Prioritäten neu ordnen muss.

Der 44-Jährige nippt im Sitzungszimmer des Gemeindehauses an seinem Espresso, lehnt sich zurück und schaut hinaus auf die Häuser von Tübach, wo er mit einem 50-Prozent-Pensum Gemeindepräsident ist. Ein Amt, das er auch bei einer Wiederwahl als Nationalrat im kommenden Wahlherbst weiterführen möchte. «Hier spüre ich das Volk, bekomme mit, wie die Menschen ticken, welche Probleme sie beschäftigen, das ist mir sehr wichtig», so Michael Götte, der schon früh die Politik für sich entdeckte und im Alter von 21 Jahren die Ortspartei der SVP in Steinach gründete. Nur zwei Jahre später rutschte er für den Goldacher Alex Schläpfer in den Kantonsrat St.Gallen nach. 2005 wurde er als Nachfolger von Roger Hochreutener als Gemeindepräsident von Tübach gewählt, wobei er sich im ersten Wahlgang gegen die beiden Kandidaten der Findungskommission durchsetzte und im zweiten Wahlgang eine «Ur-Tübacherin» hinter sich liess.

 

Mittlerweile kann man den Mittvierziger bezüglich Politik bereits als alten Hasen bezeichnen. Gemeindepräsident in Tübach ist er seit 17 Jahren und im Kantonsrat wirkt der ehemalige SVP-Fraktionspräsident schon seit 20 Jahren. Ende Mai dieses Jahres folgte dann der Karrierehöhepunkt, Michael Götte wurde in Bern als Nationalrat angelobt.

 

Ein 8,5-Stunden-Tag reicht schon lange nicht mehr
Sieht man sich seinen Lebenslauf an, so wird rasch klar, Götte hat sich neben den drei erwähnten Ämtern über zwei Dutzend weitere Verpflichtungen aufgeladen, wobei einige direkt mit seinen Aufgaben als Gemeindepräsident zusammenhängen, beispielsweise Vorsitzender der Energieagentur St.Gallen GmbH, Präsident Regio Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee, Vorstand Trägerverein Integration und weitere.

 

Der Job als Leiter kantonale Politik der Industrie- und Handelskammern St.Gallen-Appenzell füllt ihn zu 30 Prozent aus, die restlichen 20 Prozent setzen sich zusammen aus dem Beratungsmandat bei der FC St.Gallen Event AG, seiner Tätigkeit als Universitätsrat und mit Verwaltungsratsmandaten. Das Schwingfest der Nordostschweiz wird im Jahr 2025 in der Stadt St.Gallen stattfinden – mit Michael Götte als OK-Präsident.

 

Klar, dass bei dieser Fülle von Aufgaben ein 8,5-Stunden-Tag schon lange nicht mehr reicht. «Ich stehe um 5 Uhr auf und arbeite meistens bis gegen Mitternacht», räumt er ein. Das Mandat als Nationalrat habe das «normale» Pensum nun definitiv überfüllt. Vor allem Juni und September seien sehr anstrengend gewesen – in diesen Monaten fanden die Sessionen in Bern statt.

 

Wieder mehr Gewicht für Familie und Gesundheit
Michael Götte zögert denn auch nicht bei der Frage, ob er bei einer Wiederwahl als Nationalrat sein Amt als Kantonsrat niederlegen würde? «Dies wäre dann zweifellos der richtige Moment, um eine Auslegeordnung bezüglich meiner Aufgaben zu machen.» Heisst konkret:

«Auf die Dezembersession hin würde ich meinen Rücktritt im Kantonsrat St.Gallen einreichen.»

Es sei nicht möglich, sich den Aufgaben von drei Ämtern längerfristig seriös zu widmen», so der SVP-Nationalrat. Nachrutschen in die Pfalz würde dann übrigens der Goldacher Gemeinderat Martin Hochreutener. Götte ist Vater von drei Kindern, zwölf, zehn und neun Jahre alt. Von seiner Frau Andrea und seinen Kindern habe er volle Rückendeckung, allerdings mit der klaren Erwartung verbunden, dass Familie und seine Gesundheit, also Sport, anstelle der Dreifachbelastung nach den Wahlen im Oktober wieder mehr Gewicht bekommen.

 

Nationalrat Michael Götte diskutiert mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter an der Sommersession in Bern. (Bild: zvg)

Der Rücktritt als Gemeindepräsident von Tübach sei hingegen bei einer Wiederwahl als Nationalrat, wie eingangs erwähnt, kein Thema. Dafür habe er immer noch viel zu viel Freude an dieser Aufgabe und es seien noch spannende Projekte umzusetzen. Ausserdem könne er sich auf ein ausgezeichnetes Team im Gemeindehaus verlassen.

 

Region St.Gallen-Rorschach-Rheintal aktiv vertreten
Das Exekutivamt in Tübach und die Legislative auf Bundesebene bezeichnet Michael Götte als fruchtbare Kombination. Sich in Bern, unter anderem bei wirtschaftlichen Themen einzubringen, ein Bereich, bei dem er durch seine Tätigkeiten jahrelange Erfahrung habe, sei extrem spannend. In Tübach sei er direkter am Puls, dort könne er Projekte nicht nur anregen oder darüber abstimmen, sondern diese auch aktiv umsetzen. Er könne so von beiden politischen Welten profitieren.

 

Er hat denn auch nicht lange gebraucht, um in Bern anzukommen. Bereits bei der ersten Session wurde Michael Götte in die Finanzkommission gewählt. Was aber auch bedeutet, er ist während der Herbstferien ausserhalb der Session dreieinhalb Tage in Bern als Nationalrat beschäftigt. Eine halbe Stunde nach der Vereidigung stand die Abstimmung über den Autobahnzubringer in St.Gallen auf dem Programm. Dies sei die erste Gelegenheit gewesen, sich konkret für die Region St.Gallen-Rorschach einzusetzen. Es gehe im Bundeshaus nicht nur darum, über Vorlagen abzustimmen, der Kontakt mit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern bis hin zu Bundesrat und Ständerat sei wichtig und wertvoll, damit die Region St.Gallen-Rorschach-Rheintal in Bundesbern auch wahrgenommen werde.

 

Originalartikel: Tagblatt, 02.10.2023 (Rudolf Hirtl)

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