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ST.GALLER REGIERUNGSWAHLEN

Zieht sich Bosshard für Surber zurück? Und kommt es zum bürgerlichen Schulterschluss? Vor dem Showdown sind die Taktiker am Zug

Die Ausgangslage vor dem zweiten Wahlgang für die St.Galler Regierung ist klar, was die Ergebnisse angeht. Und unklar, was die Taktiken betrifft. Kommt es zu einer bürgerlichen Allianz? Einigt sich Links-Grün auf eine Kandidatur? Eine Partei wird von fast allen umschwärmt.

SVP-Kandidatin Dana Zemp startet aus der Pole-Position in den zweiten Wahlgang. Im Pfalzkeller jubeln mit ihr: SVP-Kandidat Christof Hartmann, Ständerätin Esther Friedli und Nationalrat Michael Götte (von links).

SVP-Kandidatin Dana Zemp startet aus der Pole-Position in den zweiten Wahlgang. Im Pfalzkeller jubeln mit ihr: SVP-Kandidat Christof Hartmann, Ständerätin Esther Friedli und Nationalrat Michael Götte (von links).

Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone

Sie macht einen kleinen Luftsprung. Dann noch einen. Und noch einen. Dana Zemp verbirgt ihre Freude über das Wahlresultat nicht. Sie sei einfach nur dankbar «über den grossen Vertrauensbeweis der Bevölkerung». Und so sprudelt es aus der SVP-Newcomerin und politischen Quereinsteigerin heraus: «Es wird für mich einen zweiten Wahlgang geben.»

Damit greift sie Parteipräsident Walter Gartmann vor. Doch dieser sieht keinen Grund, sie zurückzupfeifen. Weshalb ein erfolgreiches Duo auswechseln? Zemp hat das beste Resultat der Neukandidierenden erzielt. Gleich hinter ihr platziert sich Parteikollege Christof Hartmann. Knapp 600 Stimmen trennen die beiden. 10’000 Stimmen und mehr haben sie den Verfolgerinnen und Verfolgern abgenommen. Der Abstand zum absoluten Mehr ist deutlich grösser. Doch was soll’s: Im zweiten Wahlgang gewinnt, wer am meisten Stimmen holt – egal wie viele.

Spielt nun die bürgerliche Allianz?

«Wir haben die Mitbewerber klar distanziert», sagt denn auch Hartmann. Dass Zemp besser abgeschnitten hat, ärgert ihn überhaupt nicht. «Wir haben gezeigt, dass wir zwei sehr gute Kandidaturen mit unterschiedlichem Hintergrund sind.» Und: «Wenn wir das nun durchziehen, dann haben wir zwei Sitze.» Dem zweiten Regierungssitz rennt die Partei seit Jahren hinterher. Bislang erfolglos. Nun wittert sie ihre Chance.

Präsident Gartmann ist vom «Gleichschritt» der beiden begeistert. Für ihn ist klar, dass beide weitermachen: «Wir wollen den zweiten Sitz.» Ebenso deutlich ist seine Ansage an Mitte und FDP: «Ich setze auf die bürgerliche Allianz.» Er tut es nicht zum ersten Mal. Mal erfolgreicher, mal weniger.

Weshalb sollen sich Mitte und FDP im zweiten Wahlgang überhaupt noch engagieren, sie haben ihre Schäflein schliesslich im Trockenen? Mit leicht gereiztem Unterton antwortet Gartmann: Sie hätten ihm ihre Hilfe zugesichert, «wenn unsere Kandidatin und unser Kandidat gut abschneiden». Das hätten sie nun ja wohl. Er gehe daher davon aus, dass Mitte und FDP mitmachten, «sonst verstehe ich die Welt nicht mehr». Und mit Blick auf die Sitzgewinne im Kantonsparlament: Die SVP habe ihren Vorsprung als wählerstärkste Partei im Kanton ausgebaut. «Unser Anspruch ist berechtigter denn je.» Entschieden ist freilich noch nichts.

«Das Ziel muss sein, zwei SVP-Regierungsmitglieder zu verhindern»

Bettina Surber, Regierungskandidatin der SP.

Bettina Surber, Regierungskandidatin der SP.

Bild: Marius Eckert

Das ist es auch nicht bei der SP. Die Partei hat – wie die SVP – ebenfalls einen Regierungssitz zu verteidigen. Ihre Freude ist weniger ausgelassen als jene der SVP. Ihre Kandidatin Bettina Surber verliert zwar deutlich Terrain auf das Duo Zemp/Hartmann, doch sie landet auf dem dritten Platz. Surber ist lange genug in der Politik, um auch in solchen Momenten pragmatisch zu bleiben: «Es wird uns nichts geschenkt.» Bleibt sie für den zweiten Wahlgang im Rennen? Sie lässt sich keine Antwort entlocken. Das würden die Gespräche in den nächsten Tagen zeigen.

SP-Präsidentin Andrea Scheck sagt klipp und klar: «Ziel muss sein, zwei SVP-Mitglieder in der Regierung zu verhindern.» Auf die Frage nach dem Wie lässt auch sie die Antwort am Wahlsonntag offen: «Welche Strategie die am erfolgversprechendste sein wird, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.» Am Montag werde parteiintern diskutiert – und auch mit den Grünen.

Daniel Bosshard, Regierungskandidat der Grünen.

Daniel Bosshard, Regierungskandidat der Grünen.

Bild: Ralph Ribi

Dies bestätigt Daniel Bosshard, Präsident der Grünen und Regierungskandidat. Dass er nur knapp 3000 Stimmen auf Bettina Surber verliert, ist eine kleine Überraschung – wohl auch für die SP. Bosshards Erklärung: «Das Resultat zeigt, dass ich über das linksgrüne Lager hinaus mobilisieren konnte.» Kann es demnach sein, dass SP und Grüne erneut antreten? Bosshard weicht aus: «Welches die beste Strategie für den zweiten Wahlgang ist, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.»

«Erst einmal darüber schlafen», antwortet GLP-Präsident Ramon Waser auf die Frage nach dem zweiten Wahlgang. Ihre Kandidatin Sarah Noger-Engeler muss die parteilose Sarah J. Bösch an sich vorbeiziehen lassen. Bösch ist denn auch im zweiten Wahlgang wieder mit dabei.


Begehrte Stimmen der Mitte

In den nächsten Tagen wird viel analysiert, diskutiert, taktiert – und: Die Mitte dürfte umschwärmt sein, ihre Stimmen sind bei allen begehrt. Eine Woche haben die Parteien Zeit zu entscheiden, ob und mit wem sie in den zweiten Wahlgang vom 14. April steigen.

Von all diesen Gedanken befreit sind die fünf bisherigen Regierungsmitglieder: Sie schaffen alle die Wiederwahl. Aufs Podest steigen Susanne Hartmann (1. Rang), Marc Mächler (2.) und Beat Tinner (3.). Dahinter landen Laura Bucher (4.) und Bruno Damann (5.).

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