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Die Kampagne für das «Eidgenössische» 2025 in St.Gallen ist im Schlussgang: Die Coronapandemie zwingt die Abgeordneten zu einem neuen Abstimmungsverfahren

Es ist ein Schlussgang mit offenem Ausgang: St.Gallen und Mollis werben bei den über 200 Delegierten mit einer Videopräsentation um die Gunst des Zuschlags. Am 6. März wird der Entscheid bekannt gemacht.

 

Findet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2025 nach 45 Jahren wieder in St.Gallen statt oder erstmals in Mollis? Die Antwort auf diese Frage geben die gut 200 Abgeordneten des nationalen Schwingerverbands Anfang März – aber nicht wie geplant an der Abgeordnetenversammlung in Chur, denn diese musste wegen der Coronapandemie abgesagt werden.

 

Vorgesehen war, dass die beiden Organisationskomitees ihre Kandidatur den Delegierten während 15 Minuten live präsentieren. Jetzt müssen sie das mit einem Video tun, der Ende Januar eingereicht werden muss. Das ist wenig Zeit. Kein Wunder also, haben Michael Götte, Präsident des Vereins ESAF 2025, und seine OK-Mannen alle Hände voll zu tun.

 

Die Location ist noch nicht bestimmt
Wo das Video gedreht wird und mit welchen Protagonisten in den Hauptrollen, wird gerade finalisiert, wie Götte sagt. Der SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident von Tübach ist quasi die Relaisstation, bei der alles zusammenläuft. Es müsse nicht alles neu gemacht werden, denn die Videosequenz habe die gleiche Dauer wie die geplante Livepräsentation.

 

Ob das aussergewöhnliche Verfahren mit Videofilm und Abstimmen aus der Ferne ein Vorteil für die St.Galler Kampagne ist oder eher ein Nachteil, kann Götte nicht beurteilen, wie er sagt. Es sei so oder so ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auffallend ist, dass der Verein ESAF 2025 in den sozialen Medien fleissig mit Testimonials auf seine Kandidatur aufmerksam macht.

 

Zu ihnen gehören der St.Galler CVP-Nationalrat Nicolo Paganini oder die Spitzenkunstturnerin Giulia Steingruber. «Wir wollen nichts unterlassen, um zu unterstreichen, dass die ganze Ostschweiz hinter dem Schwingsport und dem geplanten Grossanlass auf dem Breitfeld steht», erklärt Götte.

 

Das Bewerbungsvideo kann ab dem 25. Januar auf der Website des Vereins ESAF 2025 angeschaut werden, in einer längeren Version.

 

Fachleute sprechen von einem offenen Ausgang
Dass das Rennen bei den Abgeordneten offen ist, bestätigt auch Manuel Röösli, Chefredaktor der Schwingsportfachzeitschrift «Schlussgang». Auch er will sich nicht auf die Äste rauslassen mit einer Prognose, wem das coronabedingte Abstimmungsverfahren Vor- oder Nachteile beschert.

 

Experte Röösli sagt, beide Kandidaturen seien von sehr guter Qualität. Die Organisationskomitees arbeiteten sehr professionell. Es sei schon lange her, dass in St.Gallen ein «Eidgenössisches» ausgetragen wurde, das der Ausserrhoder Ernst Schläpfer gewann. Ausgerechnet der Ernst Schläpfer, der gegenüber dem «Tagblatt» geäussert hatte, Mollis sei im Vorteil.

 

Manuel Röösli würde das nicht unterschreiben, wie er sagt. Klar, es gebe Stimmen, die sagten, Mollis im Kanton Glarus habe noch nie ein «Eidgenössisches» durchgeführt und solle den Zuschlag erhalten. Doch es gibt auch Abgeordnete, die erinnerten sich sehr gerne ans Schwing- und Älplerfest 1980 in St.Gallen. Deshalb sagt «Schlussgang»-Chefredaktor Röösli abermals:

 

«Das Rennen ist absolut offen.»
Die Spontanität gehe mit der schriftlichen Abstimmung verloren. Röösli erinnert sich an die Abgeordnetenversammlung, als es darum ging, wer den Zuschlag für das «Eidgenössische» 2013 bekommen sollte: Thun oder Burgdorf. Thun sei der klare Favorit gewesen. Doch Burgdorf habe mit einer überraschenden Präsentation überzeugt und habe dann reüssiert.

 

Das jüngste Eidgenössische Schwing- und Älplerfest fand 2019 in Zug statt. Der Innerschweizer Schwingerverband führte es durch. Zug stand ohne Konkurrenz da. Die Zentralschweizer hatten sich auf eine einzige Kandidatur geeinigt. Röösli sagt, die Zuger machten ein «Superfest».

 

Die Zahlen sind beeindruckend: 420’000 Zuschauer an drei Tagen, ein 37-Millionen-Franken-Budget, bei dem schliesslich ein Gewinn von rund drei Millionen Franken herausschaute. Es habe alles gepasst, vor allen Dingen das Wetter, erinnert sich Röösli. Der Schwingsport in der Zentralschweiz habe nachhaltig profitiert, die Zahl der Jungschwinger sei explodiert.

 

Nach dem Zuger «Eidgenössischen» wurde vom Organisationskomitee eine Stiftung gegründet und das Kapital mit einer Million Franken aus dem Festgewinn geäuffnet. Davon profitiert gemäss Röösli heute nicht der Schwingsport, sondern andere sportliche und kulturelle Projekte in der Zentralschweiz. Das nächste «Eidgenössische» ist 2022 in Pratteln.

 

Im vergangenen Jahr hat die Coronapandemie das Schwingen verunmöglicht. Fachjournalist Röösli sagt, ob 2022 in Pratteln ein Fest von gleicher Grösse wie 2019 in Zug durchgeführt werden könne, stehe derzeit in den Sternen. Er hegt gewisse Zweifel, ob die Menschen überhaupt noch Lust hätten, an ein Fest mit mehreren hunderttausend Leuten zu gehen.

 

Regierungspräsident Damann war früher Platzarzt
Wie es 2025 aussehen wird, ist noch ungewisser. Eines ist aber sicher: Die Kandidatur aus St.Gallen findet in der Kantonshauptstadt und in der Region breite Unterstützung. Gossau und Herisau wären neben St.Gallen ebenfalls eingebunden. Schirmherr ist SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker. Auch Regierungspräsident Bruno Damann hätte Freude über den Zuschlag.

 

«Zusammen mit dem Kanton St.Gallen und seiner sportbegeisterten Bevölkerung stehe ich als Regierungspräsident zu 150 Prozent hinter der Kandidatur ESAF St.Gallen 2025!», sagt er. Denn nirgendwo sonst als auf dem Breitfeld in der Stadt St.Gallen fänden sich so ideale Voraussetzungen für die Ausrichtung dieses Grossanlasses. Damann gerät ins Schwärmen:

 

«Perfekte Infrastruktur auf dem Festplatz, optimale Anbindung an den öffentlichen Verkehr, ideale Bedingungen auch im Bereich von Gastronomie und Hotellerie.»
Und ganz besonders, sagt der amtierende Regierungspräsident: Die Olma-Stadt St.Gallen sei darin geübt, Gastort von Grossveranstaltungen zu sein.

 

«Als ehemaliger Platzarzt bei verschiedenen Schwingfesten weiss ich persönlich, wie wichtig es ist, dass bei einem solch grossen Anlass alles reibungslos funktioniert», sagt Damann. Von der Infrastruktur vor Ort bis zum richtigen Einsatz aller Verantwortlicher und Helfer – dies biete St.Gallen verlässlich. Und nicht zuletzt sei St.Gallen als «Stadt im Grünen» der ideale Ort, wo Stadt und Land zusammenfänden.

 

Quelle: Tagblatt, Daniel Wirth, 09.01.2021

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