Die SVP legt im Wahlkreis Rorschach über fünf Prozent zu und jagt den Grünen den einzigen Sitz ab mit einem EDU-Landwirt
Ariane Thür Wenger (SP) und Heinz Herzog (EDU) sind neu in den Kantonsrat gewählt worden. Jeanette Losa (Grüne) ist abgewählt.
Ein politisches Erdbeben sieht anders aus. Gerade eine Verschiebung gibt es im Wahlkreis Rorschach: Die SVP hat einen Sitz gewonnen auf Kosten der Grünen und hält in der nächsten Legislatur neu vier von zehn Mandaten, die dem Wahlkreis mit den neun Gemeinden Rorschach, Rorschacherberg, Goldach, Steinach, Berg, Tübach, Thal, Untereggen und Mörschwil zustehen.
Dass die SVP in der Region am See am Sonntag einen Sitz gewonnen hat, darf allerdings als Überraschung bezeichnet werden. Michael Götte, Gemeindepräsident in Tübach und mittlerweile Nationalrat, holte vor vier Jahren bei den Kantonsratswahlen mit Abstand am meisten Stimmen im Wahlkreis Rorschach. Es drohte ein Vakuum.
Doch auch ohne Michael Götte konnte die SVP im Wahlkreis Rorschach zulegen; sie kam auf einen Wähleranteil von 30,7 Prozent; das sind 5,5 Prozent mehr als vor vier Jahren. Neu gewählt wurde auf der Liste der SVP der 60-jährige Landwirt Heinz Herzog aus Thal.
Er bekam Gastrecht auf der SVP-Liste. Gastrecht deshalb, weil Herzog Mitglied der EDU ist (Eidgenössisch-Demokratische Union). Er zeigte sich im Pfalzkeller nach Bekanntgabe der Resultate überrascht und erfreut. «Ich politisiere rechts und christlich», sagt Herzog. Im Kantonsrat werde er in der SVP-Fraktion politisieren, das sei so abgesprochen.
Die bisherigen SVP-Kantonsräte Sandro Wasserfallen (Goldach), Sabina Revoli (Tübach) und Martin Hochreutener (Goldach) wurden im Amt bestätigt. Wasserfallen holte am meisten Stimmen aller Kandidierenden im Wahlkreis.
Rorschacher Stadträtin ersetzt Guido Etterlin
Ebenfalls neu in den Kantonsrat gewählt wurde die Sozialdemokratin Ariane Thür Wenger. Sie ist Stadträtin in Rorschach. Ihre Wahl ist keine Überraschung. Sie wird im Kantonsrat die Nachfolgerin von Guido Etterlin, der ebenfalls im Rorschacher Stadtrat politisiert und auf Ende der laufenden Legislatur aus dem Kantonsrat zurücktreten wird.
Wieder gewählt mit dem besten Resultat auf der SP-Liste wurde Andrea Schöb aus Thal. Sie präsidiert gegenwärtig den Kantonsrat und ist somit «höchste St.Gallerin». Allerdings: Das Halten des zweiten Sitzes war für die SP eine Zitterpartie. Nach acht von neun ausgezählten Gemeinden war nicht sicher, ob die SVP auf Kosten der Grünen oder auf Kosten der SP einen Sitz gewinnen wird. Die Erleichterung der SP im Pfalzkeller war gross.
Die SP kam am Sonntag auf einen Wähleranteil von 14,5 Prozent, was einem Minus von 1,6 Prozent im Vergleich mit 2020 gleichkommt.
Die Grünen sind nach einer Legislatur draussen
Obschon sie mehr Stimmen holte als vor vier Jahren, wurde die Grüne Jeanette Losa aus Mörschwil nicht wieder gewählt.
Sie wurde 2020 als erstes Mitglied der Grünen im Wahlkreis Rorschach in die kantonale Legislative gewählt. Losa sagte im Pfalzkeller, sie sei enttäuscht. Sie habe sich aber nichts vorzuwerfen, denn sie habe in den vergangenen vier Jahren alles gegeben. Die Grünen kamen am Sonntag auf einen Parteistimmenanteil von 6,9 Prozent – vor vier Jahren hatten sie mit 7,4 Prozent einen Sitz gewonnen.
Die Gemeinde Mörschwil hat nach der Abwahl Jeanette Losas niemanden mehr im Kantonsrat. Das trifft auch auf die drei kleinen Gemeinden Berg, Untereggen und Steinach zu.
FDP und Mitte weiterhin mit je zwei Sitzen
Die SVP ist Wahlgewinnerin und weiter stärkste politische Kraft im Wahlkreis Rorschach. Zweitstärkste Kraft ist und bleibt die Mitte (vormals CVP). Sie kam am Sonntag auf einen Wähleranteil von 20,8 Prozent; das sind 0,7 Prozent weniger als vor vier Jahren.
Wieder gewählt auf der Mitte-Liste wurden Luzia Krempl-Gnädinger und Dominik Gemperli (beide Goldach). Keine Chance hatte Felix Bischofberger aus Thal. Er war vor vier Jahren abgewählt worden und versuchte es nun nochmals.
Die FDP konnte um 0,2 Prozent zulegen und kam am Sonntag auf einen Parteistimmenanteil von 20,6 Prozent. Die beiden Bisherigen Robert Raths, Stadtpräsident in Rorschach, und Raphael Frei, der die FDP des Kantons St.Gallen präsidiert und in Rorschacherberg daheim ist, wurden klar im Amt bestätigt.
Grünliberale verlieren, ÜSZ unter «Ferner liefen»
Die Grünliberalen kamen am Sonntag auf einen Wähleranteil von 5,7 Prozent, was einem Minus von 0,1 Prozent im Vergleich mit vor vier Jahren gleichkommt. Für einen Sitzgewinn war auch das schlechtere Gesamtergebnis freilich erneut zu wenig.
Keine Rolle spielte die ÜSZ (Üseri Schwiiz Zerscht). Die Liste, bestehend aus zwei Männern, kam auf 0,8 Prozent und kann in der Kategorie «Ferner liefen» abgehakt werden.
Bei den Kantonsratswahlen bewarben sich im Wahlkreis Rorschach 25 Frauen und 47 Männer um einen der zehn Sitze. Wie in der laufenden Legislatur werden den Wahlkreis Rorschach auch in der nächsten Amtsperiode vier Frauen und sechs Männer im St.Galler Kantonsrat vertreten.