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Likes ersetzen den Bürgerdialog nicht: Diese Gemeinden am See setzen auf soziale Medien – und diese nicht

Manche haben nur Mitteilungsblätter, andere bespielen alle Social-Media-Kanäle: Wie sich die Gemeinden am See digital präsentieren.

 

Die sozialen Medien werden vor allem seit Corona immer präsenter. Ist es daher Zeit, dass sich auch die Gemeinden der Region nach dem Modernisierungsschub ausrichten? Die Meinungen der Schreiber und Gemeindepräsidenten gehen auseinander.

 

Thal: Auf Facebook postet die Gemeine Ratsmitteilungen

Celina Bischof-Risch, stellvertretende Gemeindeschreiberin in Thal. Bild: PD

«Die Gemeinde Thal hat eine Facebook-Seite, auf der wir die Ratsmitteilungen und aktuelle Neuigkeiten sowie monatlich das Wichtigste aus dem Gemeindeblättli veröffentlichen», sagt Gemeinderatsschreiber-Stellvertreterin Celina Bischof-Risch.

 

Die Möglichkeit, dass Bürger direkt kommentieren können, finde die Gemeinde positiv, da man bei organisatorischen Fragen direkt antworten könne. «Für uns hat Corona nichts an der aktuellen Situation geändert. Es könnte aber sein, dass die Erschliessung von anderen sozialen Medien in Zukunft mal Thema wird», sagt Bischof-Risch.

 

 

Marcel Aeple, Stadtschreiber von Rorschach. Bild: PD

Rorschach: «Corona hat das Bedürfnis nach Digitalisierung beschleunigt»
Auch die Stadt Rorschach hat eine Facebook-Seite. Corona habe das Bedürfnis nach Digitalisierung beschleunigt: «Im Moment befassen wir uns mit der Kommunikation gegen aussen, eine Erschliessung von anderen Plattformen ist gut möglich, damit wir auch ein jüngeres Publikum erreichen können», sagt Stadtschreiber Marcel Aeple.

 

Zurzeit fehle der Stadt Rorschach der direkte Dialog ein wenig, da die Bürgerversammlung coronabedingt nicht im normalen Rahmen durchgeführt werden konnte. Als Ersatz habe die Stadt einen digitalen Stadtapéro gemacht, der bei den Bürgern gut angekommen sei, sagt der Stadtschreiber. «Wir wollen dem Bedürfnis des digitalen Dialogs nachgehen und 2021 noch einen Schritt weiterkommen. Wie genau die Umsetzung aussieht, ist noch unklar. Wir sind momentan in der Evaluation und Auslegeordnung», so Marcel Aeple.

 

 

Goldach: Mit dem Mitteilungsblatt auf Facebook und Instagram vertreten

Richard Falk, Gemeindeschreiber in Goldach. Bild: PD

Die Gemeinde Goldach geht noch einen Schritt weiter in Richtung Digitalisierung: «Goldach ist durch das Mitteilungsblatt ‹Wellenbrecher› auf Facebook und Instagram vertreten», sagt Gemeinderatsschreiber Richard Falk. Das Gemeindeblatt wurde digital ausgebaut, damit man mehr Bevölkerungsgruppen erreichen könne und die Möglichkeit der Interaktivität mit der Kommentarfunktion habe.

 

«Die Facebook-Seite haben wir schon etwas länger, wir haben kürzlich aber alles überarbeitet und auch ein neues Logo für den ‹Wellenbrecher› gemacht», sagt Falk. Die Resonanz sei gut, der «Wellenbrecher» habe bereits über 600 Abonnenten.

 

 

Michael Götte, Gemeindepräsident von Tübach. Bild: Ralph Ribi

Tübach: Vorreiter in der weiteren Region Rorschach
«Die Gemeinde Tübach steht der Wirtschaft nahe. Ich finde, die Gemeinde hinkt bei der Digitalisierung im Vergleich zur Wirtschaft etwas hinterher», sagt Gemeindepräsident Michael Götte. Deshalb habe man die Präsenz auf den sozialen Medien erweitert: «Bürgerinnen und Bürger, die unsere Dienste schon nutzen, werden weiter informiert und jüngere Leute, die ‹Tübach Aktuell› vielleicht nicht lesen, wollen wir auf anderen Kanälen erreichen», so der SVP-Kantonsrat. Die Gemeinde Tübach habe viele Plattformen geprüft und sich letztlich für Instagram, Facebook, Linkedin und den Videokanal Youtube entschieden.

 

Die Inhalte werden plattformspezifisch hochgeladen. Während man bei Linkedin eher auf sachliche Artikel und bei Instagram vor allem auf Bilder setze, sei Facebook eine Mischform davon. Youtube sei für Kurzvideos und Live­streams gedacht. «Auf Youtube haben wir beispielsweise einen Livestream des Gemeinderates anstelle der Bürgerversammlung gemacht», sagt Gemeindepräsident Götte. Die Reichweite der Aufzeichnung des Livestreams sei weit grösser gewesen, als wenn die Bürgerversammlung normal stattgefunden hätte und es gab viele positive Rückmeldungen.

 

Die Erschliessung der neuen Kanäle geschah aus Eigenleistung und durch das Interesse der Mitarbeiter. Die Bewirtschaftung der Social-Media-Kanäle kann mit den bestehenden personellen Ressourcen geschehen. Die nächste Planung sei die Erneuerung der Website der Gemeinde im zweiten Halbjahr, so Michael Götte.

 

Steinach: keine sozialen Medien, aber eine App

Reto Schneider, Gemeindeschreiber in Steinach. Bild: PD

Eine andere Meinung vertreten die Gemeinden Steinach und Rorschacherberg. Steinach sei nicht auf den sozialen Medien vertreten, habe aber eine eigene App. Im Hauptfokus stehe die Überarbeitung der Website, damit die Bürgerinnen und Bürger schneller zu den gesuchten Informationen kommen. Seiner Meinung nach sei die Aufgabe der Gemeinde dann erfüllt, sagt Gemeinderatsschreiber Reto Schneider.

 

Er sei der Meinung, dass eine Trennung zwischen privater Freizeit auf den sozialen Medien und der Gemeinde als Informationsquelle wichtig sei. «Eine Überlegung wäre aber, den Umfang des Mitteilungsblatts etwas zurückzufahren und die darin enthaltenen Informationen anderweitig elektronisch zu verteilen, dann wäre die Nutzung sozialer Medien auch sinnvoll», so Reto Schneider. Er denke aber nicht, dass Corona ein neues Zeitalter eingeläutet habe, weil für die direkte Demokratie der persönliche Dialog unkomplizierter sei als digital.

 

Beat Hirs, Gemeindepräsident Rorschacherberg. Bild: Benjamin Manser

Rorschacherberg: einmaliger Dialog im Gemeindeblatt
Auch die Gemeinde Rorschacherberg sei nicht auf den sozialen Medien vertreten und habe es auch nicht vor, sagt Gemeindepräsident Beat Hirs. Rorschacherberg habe die Website für alle amtlichen Mitteilungen und den «Rundblick», der auch digital auf der Website vorhanden sei.

 

Bei der digitalen Version des «Rundblick» gebe es keine Kommentarfunktion, weil kein Dialog stattfinden könne, wenn die Antwort der Gemeinde erst mit der nächsten Ausgabe komme, so Hirs. «Im Zuge der Bürgerversammlung, die wegen Corona ausfiel, werden aber die eingesendeten Fragen der Bürger in der nächsten Ausgabe beantwortet. Dann gibt es die Kommentarfunktion einmalig, um einen Dialog entstehen zu lassen», sagt Beat Hirs.

 

Er finde, dass soziale Medien gut als politische Plattform genutzt werden können, wenn man sich als Gemeindepräsident aktiv in seiner Rolle präsentieren und mit den Bürgern in Kontakt treten wolle. «Dann tritt man aber als Politiker und nicht als Gemeinde auf. Für die Gemeinde ist das Verhältnis des Aufwands und Ertrags fraglich, weil das Publikum auf unterschiedliche Kanäle verteilt ist», so Hirs.

 

Es gibt also mehrere Wege mit der Digitalisierung umzugehen, wie muss jede Gemeinde für sich entscheiden.

 

Quelle: Tagblatt, 21.04.2021, Vivien Huber

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