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«Eine schlechte Entwicklung»: So reagieren Gemeindepräsidenten der Region am See auf die geplante Neuorganisation des hausärztlichen Notfalldienstes

Die Hausärztinnen und Hausärzte in der Region am See wollen ihren Notfalldienst künftig ab 17 Uhr nicht mehr in der Praxis, sondern im Kantonsspital St.Gallen leisten. Drei Gemeindepräsidenten sagen, was sie von der geplanten Neuorganisation halten.

 

Der hausärztliche Notfalldienst am See soll neu organisiert werden: Heute leisten die Hausärztinnen und Hausärzte diesen tagsüber und abends zwischen 17 und 23 Uhr in ihrer eigenen Praxis. Von 23 Uhr bis um 7 Uhr morgens wird die Notfallnummer auf die Notaufnahme des Spitals umgeleitet. Seit der Schliessung des Spitals Rorschach Anfang 2021 landet man in St.Gallen – was in der Bevölkerung nicht nur gut ankommt.

 

Doch damit nicht genug: Künftig wollen die Ärztinnen und Ärzte aus der Region Rorschach den Notfalldienst zwischen 17 und 23 Uhr nicht mehr in der eigenen Praxis, sondern im Kantonsspital leisten. Das bestätigte Thomas Bauer, Arzt in Steinach und Präsident des Ärztevereins Notfalldienst am See, kürzlich gegenüber dieser Zeitung.

 

Konkret bedeutet das: Patientinnen und Patienten aus Rorschach, Rorschacherberg, Goldach, Steinach, Tübach, Untereggen und Mörschwil müssten bei medizinischen Problemen ab 17 Uhr die Notfallpraxis am Kantonsspital aufsuchen. Wie reagiert man in den Gemeinden der Region auf diese geplante Neuorganisation? Ist das nach der Schliessung des Spitals Rorschach ein weiterer Serviceabbau?

 

Rorschach sei gut mit dem ÖV erschlossen

Robert Raths, Stadtpräsident Rorschach. | Bild: PD

Der Rorschacher Stadtpräsident Robert Raths sagt auf Anfrage: «Für mich ist das Wichtigste, dass der Notfalldienst für die Rorschacher Bevölkerung rund um die Uhr gewährleistet ist – und das ist der Fall.»

 

Die Notfallversorgung habe bisher funktioniert und werde auch in Zukunft funktionieren. Dass die Rorschacher Bevölkerung künftig schon ab 17 Uhr nach St.Gallen müsste, hält er für machbar. «Rorschach-St.Gallen ist keine Strecke», betont Raths. Mit drei Bahnhöfen sei man zudem gut an das ÖV-Netz angeschlossen.

 

Dominik Gemperli, Gemeindepräsident Goldach. | Bild: Benjamin Manser

Kritischer äussert sich der Goldacher Gemeindepräsident Dominik Gemperli. Zwar sagt auch er, dass der Weg von Goldach nach St.Gallen nicht weit sei. Aber: «Ich finde es trotzdem schade und eine schlechte Entwicklung.»

 

Der hausärztliche Notfalldienst sei ein Bereich der medizinischen Grundversorgung, den er auch künftig gerne vollumfänglich in der Region am See hätte, betont Gemperli. Er ist überrascht über die geplante Neuorganisation: Viele Hausärzte in der Region hätten sich für den Erhalt des Spitals Rorschach eingesetzt, sagt der Goldacher Gemeindepräsident. «Diese Verlagerung nach St.Gallen ist für mich darum ein bisschen widersprüchlich.»

 

Entscheidung über Neuorganisation fällt Ende Januar

Michael Götte, Gemeindepräsident Tübach. | Bild: Ralph Ribi

Der Tübacher Gemeindepräsident Michael Götte wiederum sagt, die geplante Neuorganisation des hausärztlichen Notfalldienstes sei «zwar kein schöner, aber doch ein verständlicher Schritt». Es handle sich dabei zwar um einen Abbau der medizinischen Dienstleistungen in der Region, räumt er ein. Doch das heutige Gesundheitssystem könne nicht mehr finanziert werden, darum brauche es neue Lösungen.

 

Noch ist die Neuorganisation nicht beschlossene Sache. Denn dafür wollen sich die Ärztinnen und Ärzte aus der Region am See dem Ärzteverein der Stadt St.Gallen anschliessen, dem heute auch Mediziner aus Gossau, Wittenbach, Gaiserwald, Andwil und Waldkirch angehören. Dieser entscheidet voraussichtlich nächste Woche über die Aufnahme. So könnte der Notfalldienst auf mehr Schultern verteilt werden.

 

Quelle: Tagblatt, 20.01.2022, Michel Burtscher

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