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Tour de Suisse endet 2023 in St.Gallen

RADSPORT

Die Tour de Suisse geht im Sommer dieses Jahres in St.Gallen zu Ende – und am Tag zuvor wird in Tübach eine Etappe gestartet

 

Über 30 Jahre ist es her, dass die Tour de Suisse in St.Gallen Halt gemacht hat. 2023 soll sie Austragungsort des Schlusszeitfahrens werden – mit Ankunft beim Säntispark in Abtwil. Auch in Tübach wird eine Etappe gestartet werden, wie schon 2011. Der Spitzenradsport kehrt damit nach längerer Absenz in Stadt und Region zurück.

 

Die meisten Radprofis im Feld der Tour de Suisse 2023 waren wohl noch gar nicht geboren, als die Schweizer Radrundfahrt letztmals in St.Gallen gastierte. Es war 1991, Gesamtsieger wurde der Belgier Luc Roosen. In der Stadt St.Gallen wurde ein 1,66 Kilometer langer Prolog zum Auftakt der Tour durchgeführt. Etappensieger: der Franzose Jean-Claude Leclercq, seit vielen Jahren Eurosport-Radexperte und mittlerweile auch Schweizer Doppelbürger. Auch am Folgetag starteten die Veloprofis von St.Gallen aus auf einen 191 Kilometer langen Rundkurs, um nach 4 Stunden, 49 Minuten und 40 Sekunden in der Gallusstadt wieder über die Ziellinie zu fahren. Etappensieger: abermals Jean-Claude Leclercq.

 

Am 19. Juni 1991 erfolgt beim alten Güterbahnhof der Massenstart zur zweiten Etappe der Tour de Suisse. Im Vordergrund der langjährige Rennleiter Sepp Voegeli. Es war Voegelis 25. und letzte Tour de Suisse in dieser Funktion. Bild: Keystone

 

 

Zwar kam die Tour de Suisse seither immer wieder in die Ostschweiz – und auch in die Region St.Gallen. 2008 beispielsweise startete eine Etappe in Gossau, 2011 startete eine in Tübach, 2014 endete und startete eine in Heiden und führte auch durch St.Gallen – via Teufener Strasse nach St.Georgen. Aber die Stadt St.Gallen war in 32 Jahren nie mehr Start- oder Ankunftsort.

 

Das soll sich diesen Sommer ändern. Im Juni 2023 soll sich das Spektakel von damals wiederholen. Ein städtischer Sport-Newsletter verrät es auf unspektakuläre Weise. Davos habe als Schluss-Hub der Tour de Suisse 2023 abgesagt, die Organisatoren hätten sich deshalb nach einem Ersatz umgesehen und seien auf Stadt und Region St.Gallen zugegangen. Weiter heisst es: «Der Stadtrat begrüsst und unterstützt die eingeleiteten Abklärungen.»

 

Via Wittenbach und Waldkirch nach Abtwil

Konkret ist geplant, dass am Samstag, 17. Juni, die zweitletzte Etappe der Tour de Suisse in Tübach startet und irgendwo im Thurgau endet. Der Tross verschiebt am Abend dann nach St.Gallen, wo das Schlusszeitfahren stattfindet. Die angedachte Streckenführung: von der Fürstenlandstrasse über die Kreuzbleiche und den Unteren Graben nach Osten über die Langgasse nach Wittenbach. Von dort aus geht es weiter nach Waldkirch und dann nach Abtwil, wo das 28 Kilometer lange Zeitfahren beim Säntispark enden soll. Im Anschluss an die Männer gehen die Frauen an den Start.

 

Dass der Stadtrat seine Verfügbarkeit gegeben hat, erstaunt nicht. Beim erklärten Ziel, grosse Sportveranstaltungen nach St.Gallen zu holen, schafft die Stadtregierung um «Sportminister» Mathias Gabathuler in den letzten Monaten Tatsachen. Erst Mitte Januar war bekannt geworden, dass sich die Stadt St.Gallen als Austragungsort der Fussballeuropameisterschaft der Frauen bewirbt. Anfang April entscheidet sich, ob die Schweiz – und damit auch St.Gallen – den Zuschlag erhält.

 

Stadtrat Mathias Gabathuler. Bild: Benjamin Manser

Stadtrat Mathias Gabathuler erklärt auf Anfrage, man sei mit den Organisatoren der Tour ohnehin in Kontakt gestanden für eine St.Galler Beteiligung 2024 oder 2025. «Als Davos dann absagte, haben wir uns bereiterklärt, in die Bresche zu springen.» Zwar wäre etwas mehr Vorbereitungszeit nicht verkehrt gewesen. «Wir packen die Chance aber.»

 

Nun gelte es, verschiedene Vorabklärungen zu treffen. Entsprechend sei die genaue Route auch noch nicht in Stein gemeisselt. Um diese Details zu klären, gebe es jetzt eine «Elefantenrunde», an der von den VBSG bis zur Stadtpolizei alle beteiligten Dienststellen präsent seien. St.Gallen als Etappenort der Tour de Suisse, das passe zur Vision der Stadt, sagt Gabathuler.

 

Ein Kredit muss nicht gesprochen werden. Die einzigen Kosten, die entstehen, werden über interne Verrechnungen abgewickelt – und liegen wohl im mittleren fünfstelligen Bereich. Es ist davon auszugehen, dass es deutlich teurer geworden wäre, hätte sich die Stadt ordentlich bei den Tour-Organisatoren beworben. In der Vergangenheit haben Etappenankunftsorte bis zu 300’000 Franken berappt.

 

Tübach hat Tour-de-Suisse-Erfahrung

Die Gemeinde Tübach war bereits 2011 Startort der Tour de Suisse. Gemeindepräsident Michael Götte erinnert sich noch gut: «Für unser 1570-Einwohner-Dorf war das eine grosse Kiste.» Es habe alles einwandfrei geklappt, sagt Götte. Nur auf eines konnte das Organisationskomitee (OK) keinen Einfluss nehmen: das Wetter. Er regnete zeitweise in Strömen.

 

 

Michael Götte, Gemeindepräsident in Tübach und SVP-Kantonsrat. Bild: Ralph Ribi

Götte sagt, vor 12 Jahren bildete die Gemeinde ein eigenes Organisationskomitee. Das sei dieses Jahr anders. Tübach sei eingebunden in ein Konzept. Für die Tour de Suisse mit Etappen in der Stadt St.Gallen und in Tübach müsse erst noch ein OK gegründet werden. Das geschieht gemäss Götte in den nächsten Wochen. Je nachdem, was von Tübach erwartet werde, könne ein Teil des Konzepts aus der Schublade geholt werden. Er freue sich, sagt Götte, der für die SVP im Kantonsrat politisiert.

 

Er hat Erfahrung im Organisieren und Durchführen von Grossanlässen in Tübach. Nach der Tour de Suisse 2011 machten 2013 der deutsche Musiker Herbert Grönemeyer und seine Band auf ihrer «Schiffsverkehr»-Tour Halt auf der Regionalen Sportanlage Kellen in Tübach, und 2018 fand in Tübach auf der Dorfwiese das 104. St.Galler Kantonalschwingfest statt.

 

Der mit Abstand grösste Radsportanlass in der Region fand vor genau 40 Jahren statt. 1983 wurden in und um Altenrhein die Strassen-Weltmeisterschaften ausgetragen. Bei den Profis holte sich der US-Amerikaner Greg LeMond den Titel. Präsident des OK war Edgar Oehler, ehemaliger CVP-Nationalrat, Unternehmer und FC-St.Gallen-Aktionär.

 

Originalartikel im Tagblatt, Luca Ghiselli und Daniel Wirth

 

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