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Der Tausendsassa aus Tübach

Michael Götte tritt am 19. April zum zweiten Wahlgang der St.Galler Regierungsratswahlen an. Doch der Wahlkampf rückt für den engagierten SVP-Mann wegen des grasierenden Coronavirus in den Hintergrund.

 

Es ist 9 Uhr morgens in St.Gallen. Michael Götte kommt in schnellen Schritten auf den Kommandoposten Waldau zu. Handschütteln ist nicht, der 40-Jährige schmunzelt: «Daran muss ich mich immer noch gewöhnen.» Mit einem kräftigen Griff öffnet Götte die Tür zum Kommandoposten und greift ein paar Meter weiter zur Flasche mit dem Desinfektionsmittel. Während er die Flüssigkeit in seinen Händen verreibt, begrüsst er die anwesenden Zivilschützer. Kaum sitzt er an einem der Tische surrt schon sein Handy: «Götte?». Nach dem kurzen Telefonat legt der Familienvater das Handy auf den Tisch. Es wird während des Gespräches noch etliche weitere Male surren. Götte ist in diesen Tagen ein gefragter Mann – noch mehr als sonst schon.

 

Uniform immer im Auto
Die Vita von Michael Götte liest sich eindrücklich: diplomierter Betriebswirtschafter HF mit Executive Master FHO of Business Administration FH St. Gallen, 18 Jahren Kantonsrat – davon elf Jahre als Fraktionspräsident und Mitglied des Kantonsratspräsidiums – sowie 14 Jahre als Gemeindepräsident der Gemeinde Tübach, wo der 40- Jährige mit seiner Familie Zuhause ist. Doch das ist noch lange nicht alles. Als Leiter der kantonalen Politik der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK), als Vorsitzender Geschäftsführer der Energieagentur, als Präsident des Vereins Eidgenössisches Schwingund Älplerfest (ESAF 2025), als Präsident des Verbands Ostschweizer Sicherheits-Unternehmen (VOSU) und weiteren Präsidien und Mitgliedschaften in gemeinnützigen und wirtschaftlichen Organisationen ist Götte schon im normalen Alltag stets gefordert. In den vergangenen Tagen kamen aber durch den Coronavirus weitere Aufgaben dazu. So waltet der St. Galler als Vizepräsident der regionalen Bevölkerungsschutzkommission. «Bei dieser habe ich normalerweise zwei oder drei Sitzungen im Jahr, derzeit sind es aber zwei bis drei Treffen in der Woche», verrät Götte. Die regionale Bevölkerungsschutzkommission kommt dann zum Einsatz, wenn politische Entscheide gefällt werden müssen, erklärt Götte: «Wir haben etwa entschieden, dass ein Konsultationszentrum in den Olma-Hallen eingerichtet wird, um die Hausärzte der Region zu entlasten und haben auch die Hotline für die Bevölkerung eingerichtet.» Das Götte auf dem Rücksitz seines Autos auch die Militäruniform mit dabei hat, ist ebenfalls kein Zufall: «Seit gut einer Woche habe ich ein Aufgebot, welches bis in den Mai bestand hat», so Götte. In der Armee ist Götte stellvertretender Chef kantonalen Territorialverbindungsstabes St. Gallen im Grad eines Oberstleutnant. «Da habe ich mich in den vergangenen Tagen etwa darum gekümmert, dass die Retung St. Gallen von der Armee genügend Fahrer gestellt bekommt.» Als Gemeindepräsident gefordert Es sind aber nicht nur seine Aufgaben in der Armee oder beim Zivilschutz, welche Götte fordern, auch als Gemeindepräsident von Tübach musste er die vorgeschriebenen Massnahmen umsetzen und sein Team organisieren. Und dann wäre da noch seine Herzensaufgabe beim Zentrum Mühlhof, wo er als Stiftungsratspräsident waltet: «Im Rehabilitationszentrum für Alkoholkranke, hat es natürlich auch viele Risikopatienten, auch da mussten wir reagieren und die nötigen Massnahmen treffen.

 

Schwieriger Wahlkampf
Im ersten Wahlgang hat es knapp nicht gereicht, um in den St. Galler Regierungsrat einzuziehen. Für Götte kein Grund aufzugeben: «Für mich war schnell klar, dass ich es im zweiten Wahlgang noch einmal probieren möchte.» Durch das Coronavirus aber wird der Wahlkampf dafür nun umso schwieriger. «Ich habe alles gemacht, was man machen kann», so Götte. «Ich möchte nicht sagen, dass mein Wahlkampf nun auf Eis liegt, aber es gibt Dinge, die nun für die Bevölkerung ebenfalls sehr wichtig sind und da möchte ich meine Energie nun investieren », so der Betriebswirtschafter weiter. Angst vor dem Virus hat Götte nicht «aber Respekt.»

 

Papa trägt mehr Uniform
Seine drei Kinder sieht Götte durch die vielen Verpflichtungen derzeit nur selten. Trotzdem nimmt sich der Tübacher wenn immer möglich Zeit für seinen Nachwuchs. «Wahrscheinlich wundern sich meine Kinder schon ein wenig, dass ich derzeit viel mehr als sonst mit der Uniform aus dem Haus gehe und so auch wieder nach Hause komme», schmunzelt Götte und ergänzt: «Was das Virus ist, habe ich ihnen allen auch schon erklärt.»

 

Quelle: Wiler Nachrichten, Lui Eigenmann, 5.04.2020

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