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Die Olma-Messen setzen jetzt auch auf die persönliche Mithilfe von Politikerinnen und Politikern

Zehn Millionen Franken fehlen noch

Die Olma-Geschäftsleitung hat Parlamentsmitglieder von Kanton und Stadt über die Situation der Messegesellschaft informiert – und rief dazu auf, bei der Geldsuche aktiv mitzuhelfen. Im eigenen Portemonnaie, aber nicht nur.

Wer den Leuten etwas verkaufen will, was sie zuvor vielleicht gar nicht auf dem Einkaufszettel hatten, ist an der Olma sicher nicht am falschen Ort. Bei vielen sitzt das Portemonnaie hier lockerer als im grauen Alltag. Für einmal macht sich das auch die Messegesellschaft selber zunutze: Sie wirbt mit einem Stand in der neuen St.Galler-Kantonalbank-Halle für die Olma-Volksaktie. Die Olma-Messen haben ihren finanziellen Engpass noch nicht überstanden, der durch die Coronapandemie und die Baukosten entstanden ist. Zehn Millionen Franken Kapital fehlen noch.

 

Am Treffen der Olma-Spitze mit rund 50 Parlamentarierinnen und Parlamentariern von Stadt und Kanton St.Gallen am Mittwoch betonte Direktorin Christine Bolt, die Olma-Messen seien auf Kurs. «Unser Finanzplan ist nach wie vor realistisch und ambitioniert.» 2025 sollen die Zahlen wieder Vor-Corona-Niveau erreichen.

 

Zu den Erfolgen in letzter Zeit zählen die neue Messe «Gastia», das Namenssponsoring für die neue Halle, neue Aufträge im Eventbereich. Die SGKB-Halle ist für die kommenden zwei Jahre etwa zur Hälfte ausgelastet. Die Olma-Messen haben auch ihre interne Organisation angepasst, unter anderem bei den Finanzen. Der neue Finanzchef Stefan Saxer – Betriebsökonom mit Vergangenheit beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG und in der Ostschweizer Industrie – stellt sich den Parlamentsmitgliedern vor. Zu den Zielen gehört eine proaktivere Führung der Finanzen, mit mehr Controlling und einer besseren Übersicht über die Rentabilität einzelner Anlässe.

 

Überzeugte und Unentschlossene quer durch die Parteien
Damit die fehlenden zehn Millionen Franken bis Ende 2024 zusammenkommen, bittet Bolt auch die Politikerinnen und Politiker um persönliche Unterstützung, zum Beispiel bei der Vermittlung von Kontakten. Und: «Wir sind natürlich happy, wenn ihr selber eine Aktie kauft.» Der anschliessende Rundgang führt am Olma-Aktien-Stand vorbei. Wer schon Aktien gezeichnet hatte, darf sich einen Sticker ans Revers kleben. Überzeugte und Unentschlossene sind gleichermassen zu sehen, unabhängig von der Partei.

 

Kantonsratspräsidentin Andrea Schöb (SP) gehört zu den Käuferinnen, «das ist für mich ein Stück Heimat». Sie sei zuversichtlich, dass die Olma die präsentierten Ziele erreichen werde. Dem stimmt Jascha Müller (EVP) zu. Es sei beeindruckend, zu sehen, mit welcher Leidenschaft bei den Olma-Messen gearbeitet werde. Donat Kuratli (SVP) sagt, er sei «gespannt», ob die 10-Millionen-Schwelle erreicht werde. Bezüglich eines Aktienkaufs lasse er sich nicht unter Druck setzen.

 

Manche Politiker halten den Preis der Aktie – 1100 Franken – nach wie vor für zu hoch. «Elitär» sei das, sagt GLP-Nationalrat Thomas Brunner, und er vermutet: «Damit hat sich die Olma verschätzt.» Kantonsrat Daniel Baumgartner (SP) lobt die Olma-Führungscrew, hätte aber einen Aktienpreis von 500 Franken lieber gesehen. Parteikollege Martin Sailer (SP), selber seit der Kindheit ein Fan und Unterstützer der Olma, sagt offen, für ihn als Kulturschaffenden seien 1100 Franken ein grosser Brocken. «Ich habe mich noch nicht entschieden.»

 

«Grössere Geldgeber zu finden, ist schwer»
Andere greifen gleich mehrfach zu. SVP-Nationalrat Michael Götte hat zehn Aktien gekauft – und er hilft der Olma auch aktiv bei der Kapitalsuche, als sogenannter Regionen-Agent. Götte weibelte mehrere Stunden lang selber am Aktienstand in der Messe und sagt, der Rücklauf sei erstaunlich: Innert kürzester Zeit sei ein Dutzend Aktien verkauft gewesen. Ähnliches berichtet Jens Jäger (FDP), der in gleicher Rolle für die Olma tätig ist. Er glaubt zudem nicht, dass sich ein tieferer Aktienpreis unter dem Strich gelohnt hätte. Beide geben aber zu verstehen: Die zehn Millionen seien noch weit weg. «Wichtig wäre, dass wir grössere Kapitalgeber finden, die vielleicht nicht zehn, sondern hundert Aktien zeichnen», sagt Götte. «Aber das ist sehr schwer.» Er hofft, dass sich etwa die Wirtschaft noch stärker engagiert.

 

Originalartikel: Thurgauer Zeitung, 19.10.2023 (Adrian Vögele)

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