Unter dem Motto «Bauerloop – jeder Miststock zählt», führte die Fachvereinigung Powerloop am 8.11.2023 in Burgdorf das diesjährige Forum durch. Im Fokus stand die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas von landwirtschaftlichen Betrieben. Dabei sollte die Frage beantwortet werden, wie und unter welchen Umständen diese möglichst wirtschaftlich und mit geringem bürokratischem Aufwand ihren Beitrag zu einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung leisten können.
Die Tagung wurde in der Energiestadt Burgdorf durchgeführt, welche bis 2030 klimaneutral sein will, wie Stadtpräsident Stefan Berger in seinem Grusswort betonte. Nach der Eröffnung durch den scheidenden Präsidenten Daniel Dillier, welcher den Stab an das neue Co-Präsidium mit Nationalrätin Monika Rüegger (OW) und Nationalrat Michael Götte (SG) weiterreichte, führte der Geschäftsführer Kurt Lanz durch das Programm. Zuerst erläuterte Dr. Vanessa Burg von der ETH Zürich das enorme, jedoch ungenutzte energetische Potenzial von Hofdünger in der Schweiz. Sie appellierte für höhere Einnahmen der Landwirtschaftsbetriebe und die Entwicklung kleinerer Anlagen, welche einfacher zu betreiben sind. Damit sollen weitere Betriebe motiviert werden, künftig ebenfalls auf diese nachhaltige Energiegewinnung zu setzen.
Pioniere gehen voran
Nachdem Martin Schröcker von Fleco Power AG die hohe Flexibilität für eine Stabilisierung der Stromnetze mittels eines virtuellen Kraftwerks mit vernetzten Biogasanlagen vorgestellt hatte, führte Rudolf Bigler seinen modernen Landwirtschaftsbetrieb in Moosseedorf vor. Bereits seit vielen Jahren produzieren er und seine Familie aus Biogas Strom und Wärme. Das Projekt ist inzwischen so erfolgreich, dass die Gemeinde das Gasnetz zurückbauen und den Wärmeverbund ausbauen will. Bereits ist bei Biglers auch schon der nächste Ausbauschritt im Bau. Mittels Harntrennung sollen 85 % Ammoniak eingespart werden, was die Umweltbilanz noch einmal deutlich verbessern wird.
Nach der Pause richtete Andrea Müller, Landwirtschafts- und Energiepionierin aus Thayngen, einen flammenden Appell an die Politik, die Regulatorien und bürokratischen Hürden für den Betrieb von Biogasanlagen endlich zu reduzieren. Sie und ihr Mann haben in den letzten 10 Jahren mit privaten finanziellen Mitteln und mit viel Enthusiasmus einen eindrücklichen Energiebetrieb aufgebaut. Sie haben die erste Biogastankstelle in der Schweiz in Betrieb genommen und versorgen heute 300 Wohneinheiten, etliche Gewerbebetriebe sowie ein Schulhaus mit Fernwärme. In ihrem Referat berichtete sie aber nicht nur von ihren Erfolgen, sondern legte auch eindrücklich dar, dass Pioniergeist, Selbstfinanzierungsgrad und strenge Betriebsvorschriften die Betreiber von Biogasanlagen oft an ihre Grenzen bringen. Dies sind häufig Gründe, welche Neueinsteiger davon abhält, diese umweltverträgliche Energiegewinnung einzusetzen.
Zu hohe bürokratische Hürden
Im anschliessenden Podiumsgespräch wurde dieses Thema aufgegriffen und die Expertenrunde war sich einig, dass die bürokratischen Hürden endlich reduziert werden müssten. Dazu soll der Mantelerlass des Bundes beitragen, welcher im Laufe der nächsten Legislaturperiode zur Abstimmung kommt und bei Annahme dann hoffentlich in vereinfachten Bewilligungsverfahren resultieren wird. Ein weiteres grosses Potenzial wurde auch in der dezentralen Erzeugung und Verteilung erkannt. Denn viele kleinere Biogasanlagen und Verteilnetze können zu einer stabileren Versorgung beitragen. Ein weiterer interessanter Aspekt war, dass nebst der Klimafrage nun auch Preis und Versorgungssicherheit in den Vordergrund gerückt sind. Zum Schluss war sich das Podium einig, dass in der Landwirtschaft viele innovative Betriebe gerne Biogasanlagen einsetzen würden. Allerdings muss solchen Familienbetrieben ein einfacher und wertschöpfender Betrieb ermöglicht werden. Hier sei das Parlament gefordert, schnell die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen und damit der Landwirtschaft einen Mehrwert für bessere Wirtschaftlichkeit zu geben. Da die Erkenntnis für eine stärkere Versorgungssicherheit im Parlament inzwischen angekommen ist, war die Gesprächsrunde guter Hoffnung, dass es in der nächsten Legislatur in die richtige Richtung gehen kann.
Eine Einweihung
Zum Abschluss wurde das neue Biogas-Projekt in Burgdorf vorgestellt und offiziell eingeweiht. Mit Biogas sollen jährlich rund 2 GWh Energie gewonnen, Gas in das bestehende Netz eingespeist und 80 Einfamilienhäuser mit Warmwasser versorgt werden. Ein Projekt, das beweist, dass Biogas weiter auf dem Vormarsch ist und für die sichere Energieversorgung in der Schweiz an Bedeutung gewinnt. Damit es so bleibt, zählt wirklich (fast) jeder Miststock!