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Keine Lichter am Christbaum auf dem Marktplatz in Rorschach: In der Region am See wird es dunkel in den Quartieren

Die Stadt St.Gallen hält an der Weihnachtsbeleuchtung fest, in der Region am See werden Weihnachts- und Strassenbeleuchtung mehrheitlich stark reduziert. Der Verzicht von Weihnachtsbeleuchtungen riecht nach Symbolpolitik, der Energiesparnutzen ist eher gering, finden einige.

 

In Tübach wird es eine Weihnachtsbeleuchtung geben. Laut Gemeindepräsident Michael Götte wahrscheinlich in einem reduzierten Umfang. Den definitiven Entscheid fällt der Gemeinderat am 8. November. Sollte sich der Rat für eine Beleuchtung im gewohnten Rahmen entscheiden, ein allzu schlechtes Gewissen müsste er deshalb nicht haben, denn die gesamte Weihnachtsbeleuchtung entspricht dem Energieverbrauch einer Strassenlaterne während eines Jahres.

 

Laut Gemeinderatsschreiberin Lea Rutishauser hat eine Strassenleuchte aktuell, nach der alten Schaltung, eine durchschnittliche Brenndauer von 7,5 Stunden. (Bei der Berechnung wird von einer mittleren Leistung der Strassenleuchten ausgegangen.) Somit ist der Stromverbrauch im Jahr bei circa 205 kWh. Weil Tübach die Beleuchtung neu ab 23 Uhr ausschaltet (seit 1. Oktober) ist der Verbrauch noch bei circa 165 kWh. Die 53 Sterne, welche die Gemeinde Tübach aktuell hat, haben bei derselben Brenndauer an 35 Tagen pro Jahr einen Verbrauch von circa 209 kWh bzw. 167 kWh.

 

Das Wohl der Bevölkerung nicht ausser Acht lassen
Diesem geringen Verbrauch der Weihnachtsbeleuchtung steht nach Meinung von Michael Götte das Wohl (psychische Gesundheit) eines grossen Teils der Bevölkerung entgegen, worauf gerade in der Adventszeit zu achten sei. Die Temperatur im Rathaus und in weiteren amtlichen Räumen wird auf 19/20 Grad reduziert, wobei mit der Heizung der Mehrzweckhalle die grösste Sparwirkung erzielt werden kann.

 

«Stand heute werden wir eine reduzierte Weihnachtsbeleuchtung vorsehen. Wir werden vor allem stromsparende LED-Sterne und LED-Beleuchtung zum Einsatz bringen. Diese ‹Weihnachtsbeleuchtung light› ist vertretbar, auch unter Berücksichtigung der Strommangellage. Eine andere Einschätzung würde nach meiner Meinung einer reinen Symbolpolitik gleichkommen, weil die Einsparung kaum spürbar ist», sagt Goldachs Gemeindepräsident Dominik Gemperli.

 

Ausserdem dürfe man einfach nicht ausser Acht lassen, dass energieintensive Freizeitaktivitäten wie der Besuch in Sauna, Wellnessbad oder auf der Eisbahn nach wie vor ohne Einschränkungen möglich seien. «Für mich bliebe es nicht verständlich, auf sämtliche Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, auch vor dem Hintergrund, dass sich in diesen schwierigen Zeiten gerade auch die Kinder auf die Weihnachten freuen sollen», sagt Gemperli und ergänzt: «Weihnachtsbeleuchtung vermittelt ein Gefühl von Freude. Eine Emotion, welche die Menschen gerade jetzt dringend brauchen.»

Die Strassenbeleuchtung in Goldach wird laut Gemperli reduziert, und zwar nach Massgabe des Zulässigen und des Möglichen. Dazu liefen noch die letzten Abklärungen mit der SAK. Die Sicherheit der Strassenverkehrsteilnehmer müsse gewährleistet sein. «Ich will den medialen Aufschrei gar nicht hören, wenn aufgrund einer reduzierten Beleuchtungssituation ein Unfall passiert. Es bleibt also ein Abwägen», so der Gemeindepräsident.

 

 

 

Den konkreten Spareffekt könne er im Moment nicht benennen, aber auch wenn Goldach die Strassenbeleuchtung bereits um 21 Uhr reduziere, ergebe sich ein nicht unwesentlicher «Einspareffekt».

 

Der mediale Fokus ist auf kurzfristige Aktivitäten gerichtet
Steinach bewirtschaftet das Thema Energieverbrauch laut Gemeindepräsident Michael Aebisegger schon seit vielen Jahren. «Deshalb stört mich die aktuelle Diskussion. Der mediale Fokus ist wie gewöhnlich auf kurzfristige Aktivitäten gerichtet und blendet die Vergangenheit und Langfristigkeit gerne aus.» Die Strassenbeleuchtung sei bereits grossteils auf LED umgerüstet worden. Zudem leuchte bereits seit Jahren nur ein Teil der Strassen in der Nacht, wodurch der Energieverbrauch um mehr als 30 Prozent gesenkt worden sei, und zwar von 235 MWh auf 158 MWh.

 

In Steinach stehen gemäss Aebisegger im Advent an verschiedenen Orten Weihnachtsbäume mit Lichterschmuck. «Auf den Schmuck werden wir in diesem Jahr voraussichtlich verzichten. Bezüglich der Raumtemperaturen in amtlichen Gebäuden orientieren wir uns an den Empfehlungen des Kantons.»

 

Keine Weihnachtsbäume und keine Sterne in den Quartieren
«Wir reduzieren die Weihnachtsbeleuchtung stark. Es gibt drei Einzelsterne und entlang der Goldacher-/Thalerstrasse nur die halbe Weihnachtsbeleuchtung, da die Kantonsstrasse in der Nacht auch beleuchtet sein muss. Es gibt keine Weihnachtsbäume und keine Sterne in den Quartieren», sagt Rorschacherbergs Gemeindepräsident Beat Hirs. Beim Stärneweg im Quartier Hohriet leuchten unter der Woche nur die Strassenlampen, am Wochenende nur die Sterne ohne Strassenlampen. Hirs sagt: «Wir alle müssen jetzt Strom sparen, da ist es logisch, dass wir das auch bei der Weihnachtsbeleuchtung konsequent machen.»

 

Klar seien die Sterne fürs Gemüt und für die Weihnachtsstimmung wichtig, der Gemeinderat wolle aber bewusste Zeichen setzen, denn die Strommangellage sei sehr kritisch. «Auf unseren Strassen gibt es keinen Weihnachtsverkauf wie in der Innenstadt von St.Gallen, die Situation ist nicht vergleichbar. Wir können deshalb starke Einsparungen gut vertreten.» Der Stromverbrauch für Weihnachtsbeleuchtungen mit LED-Licht sei nicht hoch, aber das Setzen von Zeichen sei sehr wichtig. «Wir signalisieren damit der Bevölkerung, wie ernst die Lage ist.»

 

Bezüglich Beleuchtung der Strassen betont Hirs, dass dies aus Sicherheitsgründen geschehe, daher seien die Sparmöglichkeiten eingeschränkt. Viele Strassen seien bereits auf LED umgestellt. Die Leistung könne auf 20 Prozent abgesenkt und die Lampen einzeln gesteuert werden. Im Gemeindehaus werde maximal auf 19° Grad geheizt. «Wir verbieten Elektröfeli, ziehen warme Pullover an und setzen weitere Massnahmen um, die kantonsweit zwischen Gemeinden, Schulen und Kanton abgeglichen wurden.»

 

«Private» Kaffeemaschinen müssen dran glauben
In der Stadtkanzlei Rorschach reagiert man auf die «Tagblatt»-Anfrage mit der Zusendung des Stadtratsbeschlusses zum Thema Stromsparen. Darin ist zu lesen, dass nur mehr 16 statt 48 Weihnachtssterne montiert werden. Zudem wird auf den Weihnachtsbaum beim Rathaus und den Adventskranz im Landhauskreisel verzichtet – übrig bleibt nur noch ein geschmückter, allerdings «unbeleuchteter Weihnachtsbaum» auf dem Marktplatz.

 

Verzichtet wird ab 16. Oktober auf die Beleuchtung von Hafenkante, Kornhaus und Rathaus. Dazu heisst es noch: «Beim Kornhaus ist zu beobachten, ob sich aus der Abschaltung ein Sicherheitsproblem ergibt.»

 

Bei den Strassenbeleuchtungen wird auf die Stellungnahme des Kantons gewartet, der Stadtrat kann sich vorstellen, generell früher auf die reduzierte Leuchtstärke (70 Prozent) umzustellen. An Mitarbeitende geht nicht nur die Weisung, dass die Temperatur nur mehr auf maximal 20 Grad eingestellt werden darf, diese müssen künftig auch mit Automatenkaffee vorliebnehmen, Kühlschränke und Kaffeemaschinen mussten nämlich per 1. Oktober aus den Büros entfernt werden. Nicht mehr erlaubt sind zudem mit Strom betriebene Weihnachtsdekorationen in öffentlichen Gebäuden, Ausnahme bleibt das Altersheim.

 

Ein Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts
In Thal hat der Gemeinderat entscheiden nicht gänzlich auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, aber dennoch einen bedeutenden Teil an Energie einzusparen. «Es werden die zwei grossen Sterne, jener Teil der Sterne an den Kandelabern, die bereits über LED-Lichter verfügen, sowie der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus umgesetzt», sagt Gemeindepräsident Simon Diezi. So könne der Energieverbrauch im Vergleich zu den Vorjahren um 79 Prozent reduziert werden. «Gerade in den aktuellen Zeiten ist die Weihnachtsbeleuchtung in der Adventszeit ein Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts», so Diezi. Der Gemeinderat erachtet dies als einen wichtigen und schönen Teil einer Tradition. Die Weihnachtsbeleuchtung und das damit ausgesendete Licht solle eine Ermutigung und Freude für alle Bürgerinnen und Bürger sein.

 

Bereits im Juli hat der Rat beschlossen die Strassenbeleuchtung anzupassen. Aktuell sind zwischen 23 und 5 Uhr nur noch 50 Prozent der Strassenlampen beleuchtet. Eine «komplette Löschung» der Strassenbeleuchtung steht für die Gemeinde aktuell nicht zur Diskussion.

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