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«Mühlhof» stellt Stigmatisierung in der Suchtarbeit ins Zentrum

Mit fundierten Beiträgen aus Forschung und Praxis, emotionalen Stimmen Betroffener und grossem Publikumsinteresse setzte das Zentrum Mühlhof aus Tübach bei seiner diesjährigen Fachveranstaltung ein starkes Zeichen gegen Vorurteile im Umgang mit Sucht. Der Ansatz: Wertschätzung statt Verurteilung, Konsumkompetenz statt Dogma. 

Am Dienstag, 22. April 2025, fand im Würth Haus Rorschach die diesjährige Fachveranstaltung des Zentrums für Suchttherapie und Rehabilitation Mühlhof statt. Unter dem Titel «Stigmatisierung und Sucht: Stolperstein auf dem Weg zur Konsumkompetenz» wurden zentrale Fragen der Suchthilfe, gesellschaftlicher Wahrnehmung und individueller Entwicklung diskutiert – mit hochkarätigen Referaten, angeregtem Austausch und grossem Publikumsinteresse.

Eröffnet wurde der Anlass durch Dr. rer. pol Dr. h. c. Harald Klingemann (Berner Fachhochschule), der sich mit der provokativen Frage auseinandersetzte, ob gewisse Formen von Stigmatisierung möglicherweise auch positive Effekte auf gesellschaftliches Verhalten oder Selbstheilungsprozesse haben können. In seinem Referat plädierte er für eine differenzierte Betrachtung und sensibilisierte für die oft unbewussten Wirkungen sozialer Urteile.

 

Stiftungsratspräsident Michael Götte Bild: zVg

 

Im zweiten Beitrag zeigte Prof. Dr. Regina Kostrzewa (Internationale Hochschule Lübeck), wie der Begriff Konsumkompetenz eine zeitgemässe Alternative zu abstinenzorientierten Dogmen darstellen kann. Ihre Forschungsergebnisse unterstrichen, dass ein stigmafreier Umgang mit suchtbetroffenen Menschen nicht nur respektvoller, sondern auch wirksamer ist.

Besonders eindrücklich war der Beitrag aus der Praxis: Felix Schneider, Zentrumsleiter und Leiter Suchttherapie im Mühlhof, gab authentische Einblicke in die konkrete Umsetzung einer zieloffenen Suchtarbeit. Unter dem Titel «… und im Mühlhof?» schilderte er, wie wichtig eine Haltung der Wertschätzung und Offenheit ist, um Betroffene nicht auf ihr Suchtverhalten zu reduzieren, sondern als Menschen in ihrer Ganzheit wahrzunehmen.

 

Zentrumsleiter Felix Schneider Bild: zVg

 

Ein besonderes Highlight seines Referats waren Videosequenzen mit Aussagen suchtbetroffener Personen, die eindrucksvoll und sehr persönlich schilderten, wie sie Stigmatisierung im Alltag erleben – sei es im Gesundheitswesen, bei Behörden oder im privaten Umfeld. Ihre Stimmen verliehen dem Thema eine emotionale Tiefe und machten deutlich, wie verletzend und gleichzeitig strukturverändernd Stigma wirken kann.

Die Veranstaltung war nicht nur fachlich bereichernd, sondern auch atmosphärisch gelungen. Beim anschliessenden Apéro riche mit musikalischer Begleitung wurde der Austausch zwischen den Teilnehmern intensiv genutzt, um über Gehörtes zu diskutieren, Perspektiven zu teilen und Kontakte zu knüpfen. Die Referenten standen dabei gerne für persönliche Gespräche und Fragen zur Verfügung.

 

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